Inhaltsverzeichnis

Der Trend vom in-der-Gegenwart-leben

Wer 2015 mitten im Leben steht, checkt beim morgendlichen Kaffee seine Mails, denkt während der Fahrt zur Arbeit ans erste Meeting, fragt sich im ersten Meeting dann, wieso der Kollege XY schon wieder ein neues Auto hat und beschäftigt sich am Abend mit der morgendlichen Projektfertigstellung, während nebenbei ein völlig egaler Krimi läuft und der Sohn seine Geburtstagswünsche äußert. Die Gedanken befinden sich permanent in der Zukunft, in der Vergangenheit oder an einem anderen Ort – aber so gut wie nie in der Gegenwart. Deshalb kann die betreffende Person auch nicht sagen, wie der Kaffee am Morgen geschmeckt hat und hat nicht mal mitbekommen, dass der Tante-Emma-Laden, an dem der Weg zur Arbeit vorbeiführt, mittlerweile geschlossen ist.

Nun ist es keineswegs verwerflich mit den Gedanken in Vergangenheit oder Zukunft zu schwelgen, Erinnerung und Planung sind privat ebenso wichtig wie im Beruf. Das Problem ist aber, das wir es permanent tun und gleichzeitig nicht in die Tiefe gehen – ja wir verlernen es geradezu. Wir kratzen nur an der Oberfläche und wenden uns dem nächsten Gedanken zu. Der Mensch der Gegenwart befindet sich permanent im Multi-Tasking: In der Bahn sitzen, telefonieren, bei Facebookspiel Farmville kurz die Ernte einholen, Blick in den Spiegel, sitzt die Frisur? Dabei leidet unsere Aufmerksamkeit… Oh coole Werbung! Sie wissen was ich meine. Und da wundern sich Menschen, dass sich das Leben immer schneller anfühlt und Wesentliches (Freunde, Familie, Müßiggang) immer kürzer kommt – welch triviale Erkenntnis, wenn man den üblichen Alltag nur einmal auf der Metaebene betrachtet.

Die permanente Beschäftigung mit irgendwas außerhalb der Sinneswahrnehmung führt auf der einen Seite zu (innerem) Stress – völlig unabhängig von der Fülle des Terminkalenders –, macht auf der anderen Seite aber auch süchtig. Deshalb zücken Menschen bei Langeweile ihr Smartphone, statt die Augen zu schließen, die Nase in Sonne und Wind zu halten und den herannahenden Herbst zu riechen und zu spüren.

Gegenwart

Wenn das Gehirn ruht, ist es in Wahrheit besonders fleißig. Image courtesy of KROMKRATHOG at FreeDigitalPhotos.net

„Wir telefonieren einfach nochmal.“

Nun sind es nicht nur die Anforderungen der Gegenwart, die uns ständiges Multi-Tasking quasi aufzwingen. Vor allem beobachte ich auch, dass (gerade junge) Menschen diese Problematik durch eigenes Verhalten fördern. Die permanente Erreichbarkeit sorgt z.B. dafür, dass sich Menschen heutzutage nicht mehr festlegen, was sich nachhaltig auf Psyche und Denke auswirkt. Beispiel: Ich sitze in der Bahn, neben mir ein Twentysomething, telefonierend mit einem Freund/ einer Freundin. Mehr als fünf Minuten lang wird darüber diskutiert, wann man zusammen Café trinken gehen könnte, der Terminplan sei eng – eh klar. Nach fünf Minuten dann: „Ach ich weiß auch nicht, wir telefonieren einfach nochmal.“ Ja vielleicht war eine Terminfindung wirklich nicht möglich. Vielleicht hätte man aber auch einfach ein bisschen länger überlegen bzw. diskutieren können. Dann stünde der Termin. Dann wäre der Denkprozess abgeschlossen – statt auf „Hold“ – und würde folglich auch den Kopf nicht mehr belasten. Wir schaffen uns diese Probleme also zum Teil auch selbst.

Nichtstun ≠ Nichts tun.

Das Problem: Um gute Leistung zu erbringen ist es schlicht und ergreifend notwendig, einfach mal die Nase in Sonne und Wind zu halten – um an dieser Stelle im Bild zu bleiben. Ein Moment, den wir ganz bewusst wahrnehmen, ist wie eine Pause im reißenden Strom der Gedanken. Oder genauer gesagt: es fühlt sich an wie eine Pause. Währenddessen arbeitet unser Gehirn aber ganz unbemerkt an den Sachen weiter, die uns gerade beschäftigen. Darin liegt der Grund für geniale Ideen beim Zähneputzen/ Laubharken/ Sport/ Putzen – so called „Gedankenblitz.“ Bewusstes Abschalten im Sinne der Erholung und Kreativitätsförderung klingt schön und gut, vor allem einfach, ist es aber nicht. Das ist ja das Problem mit dem Stress im Kopf: Die permanente Präsenz unterschiedlichster Gedankenströme und -richtungen, un vor allem das Ausgeliefertsein dieser Gedanken. Und genau hier heißt das Zauberwort: Achtsamkeit, die Gegenwart vergegenwärtigen.

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Der Trend vom in-der-Gegenwart-leben

Wer 2015 mitten im Leben steht, checkt beim morgendlichen Kaffee seine Mails, denkt während der Fahrt zur Arbeit ans erste Meeting, fragt sich im ersten Meeting dann, wieso der Kollege XY schon wieder ein neues Auto hat und beschäftigt sich am Abend mit der morgendlichen Projektfertigstellung, während nebenbei ein völlig egaler Krimi läuft und der Sohn seine Geburtstagswünsche äußert. Die Gedanken befinden sich permanent in der Zukunft, in der Vergangenheit oder an einem anderen Ort – aber so gut wie nie in der Gegenwart. Deshalb kann die betreffende Person auch nicht sagen, wie der Kaffee am Morgen geschmeckt hat und hat nicht mal mitbekommen, dass der Tante-Emma-Laden, an dem der Weg zur Arbeit vorbeiführt, mittlerweile geschlossen ist.

Nun ist es keineswegs verwerflich mit den Gedanken in Vergangenheit oder Zukunft zu schwelgen, Erinnerung und Planung sind privat ebenso wichtig wie im Beruf. Das Problem ist aber, das wir es permanent tun und gleichzeitig nicht in die Tiefe gehen – ja wir verlernen es geradezu. Wir kratzen nur an der Oberfläche und wenden uns dem nächsten Gedanken zu. Der Mensch der Gegenwart befindet sich permanent im Multi-Tasking: In der Bahn sitzen, telefonieren, bei Facebookspiel Farmville kurz die Ernte einholen, Blick in den Spiegel, sitzt die Frisur? Dabei leidet unsere Aufmerksamkeit… Oh coole Werbung! Sie wissen was ich meine. Und da wundern sich Menschen, dass sich das Leben immer schneller anfühlt und Wesentliches (Freunde, Familie, Müßiggang) immer kürzer kommt – welch triviale Erkenntnis, wenn man den üblichen Alltag nur einmal auf der Metaebene betrachtet.

Die permanente Beschäftigung mit irgendwas außerhalb der Sinneswahrnehmung führt auf der einen Seite zu (innerem) Stress – völlig unabhängig von der Fülle des Terminkalenders –, macht auf der anderen Seite aber auch süchtig. Deshalb zücken Menschen bei Langeweile ihr Smartphone, statt die Augen zu schließen, die Nase in Sonne und Wind zu halten und den herannahenden Herbst zu riechen und zu spüren.

Gegenwart

Wenn das Gehirn ruht, ist es in Wahrheit besonders fleißig. Image courtesy of KROMKRATHOG at FreeDigitalPhotos.net

„Wir telefonieren einfach nochmal.“

Nun sind es nicht nur die Anforderungen der Gegenwart, die uns ständiges Multi-Tasking quasi aufzwingen. Vor allem beobachte ich auch, dass (gerade junge) Menschen diese Problematik durch eigenes Verhalten fördern. Die permanente Erreichbarkeit sorgt z.B. dafür, dass sich Menschen heutzutage nicht mehr festlegen, was sich nachhaltig auf Psyche und Denke auswirkt. Beispiel: Ich sitze in der Bahn, neben mir ein Twentysomething, telefonierend mit einem Freund/ einer Freundin. Mehr als fünf Minuten lang wird darüber diskutiert, wann man zusammen Café trinken gehen könnte, der Terminplan sei eng – eh klar. Nach fünf Minuten dann: „Ach ich weiß auch nicht, wir telefonieren einfach nochmal.“ Ja vielleicht war eine Terminfindung wirklich nicht möglich. Vielleicht hätte man aber auch einfach ein bisschen länger überlegen bzw. diskutieren können. Dann stünde der Termin. Dann wäre der Denkprozess abgeschlossen – statt auf „Hold“ – und würde folglich auch den Kopf nicht mehr belasten. Wir schaffen uns diese Probleme also zum Teil auch selbst.

Nichtstun ≠ Nichts tun.

Das Problem: Um gute Leistung zu erbringen ist es schlicht und ergreifend notwendig, einfach mal die Nase in Sonne und Wind zu halten – um an dieser Stelle im Bild zu bleiben. Ein Moment, den wir ganz bewusst wahrnehmen, ist wie eine Pause im reißenden Strom der Gedanken. Oder genauer gesagt: es fühlt sich an wie eine Pause. Währenddessen arbeitet unser Gehirn aber ganz unbemerkt an den Sachen weiter, die uns gerade beschäftigen. Darin liegt der Grund für geniale Ideen beim Zähneputzen/ Laubharken/ Sport/ Putzen – so called „Gedankenblitz.“ Bewusstes Abschalten im Sinne der Erholung und Kreativitätsförderung klingt schön und gut, vor allem einfach, ist es aber nicht. Das ist ja das Problem mit dem Stress im Kopf: Die permanente Präsenz unterschiedlichster Gedankenströme und -richtungen, un vor allem das Ausgeliefertsein dieser Gedanken. Und genau hier heißt das Zauberwort: Achtsamkeit, die Gegenwart vergegenwärtigen.