Mit dem 5-Finger-Feedback erhalten Führungskräfte und Trainer innerhalb von 30 Sekunden ehrliches, direktes Feedback zu der unmittelbar zurückliegenden Arbeit – bist Du aber auch bereit für die ungeschminkte Wahrheit? In einer schnelllebigen Welt, in der Zeit und Klarheit entscheidend sind, brauchen Führungskräfte und Trainer einfache, wirkungsvolle Tools für unmittelbares Feedback. Das 5-Finger-Feedback bietet hierfür eine einfache und effektive Lösung. So habe ich diese Methode letzte Woche bei einer Keynote von Boris Nannt zum Thema „Führen mit Haltung“ selber einmal kennengelernt und ich war wirklich verblüfft über die Aussagekraft. Doch was macht diese kreative Methode so besonders, und wie unterscheidet sie sich von Alternativen?

Was ist die 5-Finger-Feedback Methode?

Die 5-Finger-Methode ist eine kreative Feedback-Methode, bei dem jeder Finger der Hand für einen bestimmten Aspekt des Feedbacks steht:

1. Daumen nach oben: Was war richtig gut? Welche Aspekte haben überzeugt?
2. Zeigefinger: Was sollte mehr betont oder ausgearbeitet werden?
3. Mittelfinger: Was hat nicht funktioniert? Was war störend?
4. Ringfinger: Was hat eine emotionale Verbindung erzeugt? Welche Elemente haben Vertrauen aufgebaut?
5. Kleiner Finger: Was könnte noch verbessert werden, ohne den Gesamteindruck zu schmälern?

Diese Methode ermöglicht also ein strukturiertes Kurz-Feedback, das sowohl positive als auch kritische Punkte abdeckt.

Vor- und Nachteile dieser Methode

Vorteile des 5-Finger-Feedbacks

• Schnelligkeit und Einfachheit: Ideal für direktes, unmittelbares Feedback ohne lange Vorbereitung.
• Strukturiert: Fördert präzises Feedback durch klare Zuordnung der Finger.
• Visuell einprägsam: Die Hand als Symbol erleichtert das Merken der Feedback-Punkte.
• Emotionale Ebene: Durch den Ringfinger werden auch emotionale Aspekte berücksichtigt.
• Kombinations-Möglichkeiten: Durch den Einsatz mehrerer Finger lässt sich noch ein differenziertes Feedback geben.

Nachteile des 5-Finger-Feedbacks

• Oberflächlichkeit bei komplexen Themen: Für tiefergehende Diskussionen weniger geeignet.
• Abhängigkeit von offener Feedback-Kultur: Erfordert ehrliche und offene Kommunikation.
• Mögliche emotionale Reaktionen: Negatives Feedback kann sensibel aufgenommen werden.

Mögliche Alternativen zum 5-Finger-Methode für Kurz-Feedback

Start-Stop-Continue-Methode

Anwendung:

Beantwortung von drei zentralen Fragen:

• Start: Was sollte begonnen werden?
• Stop: Was sollte eingestellt werden?
• Continue: Was sollte fortgeführt werden?

Vorteile:

• Einfache Struktur.
• Lösungsorientiertes Feedback.

Nachteile:

• Weniger differenziert.
• Emotionale Aspekte können zu kurz kommen.

SBI-Methode (Situation, Behavior, Impact)

Anwendung:

• Situation: Kontext beschreiben.
• Behavior: Konkretes Verhalten benennen.
• Impact: Auswirkungen des Verhaltens erläutern.

Vorteile:

• Präzise und objektiv.
• Klarheit über Verhalten und Wirkung.

Nachteile:

• Mehr Zeitaufwand.
• Für schnelles Feedback weniger geeignet.

Net Promotor Score

Anwendung:

Messung der Weiterempfehlungsbereitschaft durch eine einzige Frage auf einer Skala von 0 bis 10.

Vorteile:

• Einfach und schnell zu erheben.
• Gut für Benchmarking und Trendanalysen.

Nachteile:

• Liefert keine detaillierten Gründe für die Bewertung.
• Nicht geeignet für individuelles oder sofortiges Feedback.

Abgrenzung des 5-Finger-Feedbacks vom Net Promoter Feedback

Der Net Promoter Score ist eine Kennzahl zur Messung der Kundenzufriedenheit und Weiterempfehlungsbereitschaft. Während der NPS auf eine einzelne Frage und eine numerische Bewertung setzt, bietet die 5-Finger-Methode ein mehrdimensionales Feedback, das speziell auf Führungskräfte und Trainer zugeschnitten ist.

Vergleich der unterschiedlichen Methoden

In der nachfolgenden Tabelle sind die wesentlichen Kriterien zum Vergleich der unterschiedlichen Methode einmal zusammengefasst dargestellt und bewertet:

Kombination des 5-Finger-Feedbacks mit dem Net Promoter Score (NPS): Ist das sinnvoll?

Die Frage, ob es zweckmäßig ist, das 5-Finger-Feedback und den Net Promoter Score (NPS) in einer abschließenden Bewertung zu kombinieren, hängt von den spezifischen Zielen und Kontexten ab. Beide Methoden haben unterschiedliche Stärken und Anwendungsbereiche, können aber unter bestimmten Umständen komplementär eingesetzt werden.

Potenzielle Vorteile einer Kombination

1. Ganzheitliches Feedback
   Durch die Kombination beider Methoden erhalten Sie sowohl qualitatives als auch quantitatives Feedback. Die 5-Finger-Methode bietet detaillierte, mehrdimensionale Rückmeldungen zu spezifischen Aspekten, während der NPS eine einfache Kennzahl liefert, die die allgemeine Zufriedenheit oder Empfehlungsbereitschaft misst.
2. Verbesserte Entscheidungsgrundlage
   Während die 5-Finger-Methode konkrete Ansatzpunkte für unmittelbare Verbesserungen liefert, ermöglicht der NPS die Messung der Gesamtzufriedenheit über die Zeit und den Vergleich mit Benchmarks. Dies kann für strategische Entscheidungen und langfristige Planungen hilfreich sein.
3. Vielfältige Perspektiven
   Die Anwendung beider Methoden kann dazu beitragen, unterschiedliche Feedback-Perspektiven einzufangen – von der persönlichen, emotionalen Ebene bis hin zur allgemeinen Bereitschaft, das Erlebte weiterzuempfehlen.
4. Erhöhung der Feedback-Qualität
   Die detaillierten Rückmeldungen der 5-Finger-Methode können helfen, die Gründe hinter einem bestimmten NPS-Wert besser zu verstehen. Dies ermöglicht es, tiefergehende Analysen durchzuführen und gezielte Maßnahmen abzuleiten.

Potenzielle Nachteile einer Kombination

1. Komplexität und Zeitaufwand
   Die Anwendung beider Methoden kann den Feedback-Prozess verlängern und für Teilnehmer als belastend empfunden werden. Es besteht die Gefahr der Feedback-Müdigkeit, was die Qualität der Rückmeldungen beeinträchtigen könnte.
2. Unterschiedliche Fokussierung
   Der NPS ist ursprünglich für die Messung der Kundenzufriedenheit entwickelt worden und könnte in einem Führungskräfte- oder Trainingskontext weniger aussagekräftig sein. Die Kombination könnte daher zu verwirrenden oder nicht vergleichbaren Ergebnissen führen.
3. Erhöhte Anforderungen an die Auswertung
   Die Integration von qualitativen und quantitativen Daten erfordert einen höheren Analyseaufwand, um sinnvolle Schlüsse zu ziehen. Ohne ausreichende Ressourcen könnte dies zu oberflächlichen oder inkorrekten Interpretationen führen.
4. Potenzielle Verzerrung des Feedbacks
   Wenn Teilnehmer wissen, dass ihre Rückmeldungen quantitativ gemessen und möglicherweise mit anderen verglichen werden, könnten sie weniger ehrlich oder geneigt sein, extreme Bewertungen zu vermeiden.

Empfehlungen für die Praxis

• Klare Zielsetzung
  Definieren Sie im Vorfeld, was Sie mit der Kombination beider Methoden erreichen möchten. Ist das Ziel, ein umfassendes Bild der Leistung zu erhalten, oder geht es eher um spezifische Verbesserungsbereiche?
• Anpassung des NPS
  Erwägen Sie, den NPS an den Kontext anzupassen. Statt die allgemeine Empfehlungsbereitschaft zu messen, könnten Sie fragen: „Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie diesen Führungsstil/dieses Training Kollegen empfehlen würden?“
• Feedback-Prozess gestalten
  Um Überforderung zu vermeiden, können Sie die Methoden zeitlich trennen. Nutzen Sie die 5-Finger-Methode für sofortiges Feedback und den NPS am Ende eines Projekts oder Trainingszyklus.
• Teilnehmer einbeziehen
  Erklären Sie den Teilnehmern den Zweck und den Nutzen der kombinierten Methoden. Transparenz kann die Akzeptanz erhöhen und zu qualitativ hochwertigerem Feedback führen.
• Daten sinnvoll verknüpfen
  Nutzen Sie die qualitativen Ergebnisse der 5-Finger-Methode, um die quantitativen NPS-Daten zu interpretieren. So können Sie besser verstehen, warum bestimmte Bewertungen abgegeben wurden.

Fazit

Die Kombination des 5-Finger-Feedbacks mit dem Net Promoter Score kann unter bestimmten Bedingungen sinnvoll sein, insbesondere wenn Sie sowohl detailliertes Feedback zu spezifischen Aspekten als auch eine allgemeine Messgröße für die Zufriedenheit oder Empfehlungsbereitschaft benötigen. Allerdings sollte diese Kombination wohlüberlegt und kontextbezogen eingesetzt werden, um die Vorteile beider Methoden optimal zu nutzen.

Für Führungskräfte und Trainer kann die Anwendung beider Methoden wertvolle Einblicke bieten:

• Das 5-Finger-Feedback ermöglicht es, konkrete Stärken und Schwächen zu identifizieren und unmittelbar darauf zu reagieren.
• Der Net Promoter Score liefert eine einfache, aber effektive Kennzahl, um den allgemeinen Erfolg von Führungsstrategien oder Trainingsmaßnahmen zu bewerten.

Durch die sorgfältige Planung und Umsetzung können Sie von den Synergieeffekten profitieren und ein umfassendes Feedback-System etablieren, das sowohl die persönliche Entwicklung fördert als auch grundlegende Erkenntnisse liefert.

Schlussgedanke: Letztendlich hängt die Zweckmäßigkeit der Kombination von Ihren spezifischen Anforderungen und Zielen ab. Wenn Sie bereit sind, den zusätzlichen Aufwand zu investieren und die Methoden an Ihren Kontext anzupassen, können Sie ein mächtiges Instrument zur Verbesserung von Führung und Training schaffen.