Inhaltsverzeichnis

Die VIE-Theorie (Valenz, Instrumentalität, Erwartung) gehört zu den prozessorientierten Motivationstheorien. Sie setzt sich nicht mit den Inhalten, sondern mit der Dynamik von Motivation auseinandersetzt. Es geht nicht um die Frage, ob die Büroangestellte Schmidt eine höhere Position aufgrund ihres Machtbedürfnisses annimmt. Es geht darum, welche Prozesse zur Entstehung ihrer Motivation führen. Die VIE-Theorie fokussiert dabei den Abwägungsprozess für oder gegen eine Handlungsalternative, im Fall Schmidt für oder gegen die Beförderung, nicht aber die Realisierung der Handlung selbst.

VIE-Theorie nach Vroom

Die VIE-Theorie nach Victor H. Vroom geht davon aus, dass Menschen die Alternativen wählen, die von hohem subjektiven Nutzen sind. Damit nimmt man den Menschen als rein rational handelndes Wesen wahr, was schon einen ersten Grund zur Kritik an der Theorie aufwirft, doch dazu später mehr. Die Wahl einer Handlung und die damit verbundene Anstrengung soll also zur Erreichung eines Ziels führen. Im Zentrum steht daher die situative Wahrscheinlichkeit, ein bestimmtes Ziel durch eine Handlung zu erreichen, gepaart mit der subjektiven Bedeutung dieses Ziels:

Valenz

Die Valenz oder Wertigkeit beschreibt die subjektive Bedeutung der Bedürfnisse bzw. deren Befriedigung. Eine Variable, die sich sowohl im Laufe der Zeit, als auch von Person zu Person verändert. Das kann übrigens jeder an sich selbst überprüfen, in dem er einmal an seine Vergangenheit zurückdenkt.

Instrumentalität

Die Instrumentalität beschreibt bereits eine Erwartung: Inwieweit trägt die zu erwartende Belohnung für eine Handlung zur Befriedigung meiner Bedürfnisse bei?

Erwartung

Die Erwartung lässt sich in zwei Teile splitten, der Handlung-Ergebnis-Erwartung und der Ergebnis-Folge-Erwartung. Konkret:

  1. Wie wahrscheinlich erreiche ich mit meiner Handlung überhaupt das gewünschte Ergebnis (Handlung-Ergebnis-Erwartung)? Eine Erwartung, die eng mit den eigenen Qualifikationen, den Arbeitsanweisungen und damit letztendlich mit der Realisierbarkeit einer Aufgabe zusammenhängt.
  2. Mit welcher Wahrscheinlichkeit tritt die Belohnung (des Unternehmens) bei der Erfüllung der Aufgabe auch tatsächlich ein (Ergebnis-Folge-Erwartung)?

Einfach erklärt: Ein Praxisbeispiel zur VIE-Theorie

Die VIE-Theorie lässt sich am besten anhand eines Beispiels aus dem Berufsleben erläutern. Übertragen wir die Theorie also auf das Beispiel aus der Einleitung, der Beförderungsoption der Büroangestellten Schmidt. Die Mitarbeiterin steht vor der Entscheidung eine Beförderung anzunehmen.

  • Valenz: Was ist für Frau Schmidt von Bedeutung
    Höherer Status oder persönliche Entfaltung in der Freizeit und Zeit für seine Familie?
  • Instrumentalität: Höherer Status, weniger Freizeit
    Ihren Status könnte Frau Schmidt durch die Beförderung verbessern, ihre Freizeit hingegen würde eingeschränkt.
  • Erwartung: Ergebnis und Folge
    Dann ist die Frage, ob Frau Schmidt mit ihrer Annahme der Beförderung diese überhaupt bekommt (Handlung-Ergebnis-Erwartung). Das sollte für sie kein Problem darstellen. Aber es stellt sich auch die Frage, nach der Ergebnis-Folge: Wird die Beförderung überhaupt dazu führen, dass der Mitarbeiter de facto einen höheren Status hat oder weniger Freizeit?
Pro-Kontra-Liste in einem Notizbuch.
Bei Entscheidungen, für die wir uns bewusst Zeit nehmen, hilft die Pro-und-Contra-Liste. Sie ist letztlich nichts anderes als die Teilvisualisierung unseres Motivationsprozesses nach der VIE-Theorie, insbesondere wenn wir die Punkte noch gewichten. Schließlich ist sie auch Merkmal des Versuchs einer tatsächlich rationalen Entscheidung.

Wahrscheinlichkeit ist subjektiv

Vroom betrachtet Valenz, Instrumentalität und Erwartung als drei Faktoren. Dies bedeutet, dass jeder Faktor einen Wert größer null haben muss, damit es überhaupt zur Entscheidung für eine Handlung und damit zur Handlung selbst kommt.

Führung auf Basis der VIE-Theorie

Da die Theorie auf stark subjektiven Prozessen beruht, sind Valenz, Instrumentalität und Erwartung bei jedem Menschen sehr unterschiedlich. Um diese Variablen zu entschlüsseln, muss man seine Mitarbeiter sehr gut kennen, um dann situativ unterschiedlich aber richtig zu handeln.

Das hört sich zwar schwer umsetzbar an, ein bisschen steckt es aber eh in jeder guten Führungskraft: Man weiß bei langjährigen Kollegen, wie man sie für etwas begeistert. Man weiß auch, wie man wen in die Schranken zu weisen hat, wenn etwas schief läuft: Bei Kollege A reicht ein Hinweis, bei Kollege B ist Nachdruck notwendig.

Die Probleme der VIE-Theorie

Die VIE-Theorie lässt sich keineswegs einwandfrei auf die praktische Realität übertragen.

  • Die Unabhängigkeit der Variablen ist fragwürdig, da empirisch nicht präzise nachgewiesen.
  • Der Mensch handelt nicht ausschließlich rational und erst recht nicht ausschließlich im Sinne der eigenen Bedürfnisse.
  • Routinehandlungen, bei denen gar keine Abwägung stattfindet, bleiben der Theorie fern.
  • Es besteht eine Diskrepanz zwischen der Entscheidung für eine Handlung und dessen Realisierung. Demnach beschreibt die VIE-Theorie nur einen kleinen Ausschnitt des Motivationsprozesses.

Die Weiterentwicklung der VIE-Theorie

Bei Betrachtung der Entwicklung von Entscheidungsmodellen in der Führungslehre steht das Vroom-Yetton-Jago-Modell als signifikante Weiterentwicklung der VIE-Theorie im Fokus. Ursprünglich auf die Erklärung der Motivation von Individuen ausgerichtet, wurde die VIE-Theorie (Valenz-Instrumentalität-Erwartung) in dieses erweiterte Modell überführt, welches konkrete Führungssituationen adressiert.

Es bietet einen systematischen Rahmen, um situativ passende Entscheidungsprozesse in Abhängigkeit von der Komplexität des Problems, dem Informationsstand der Führungskraft und der Wichtigkeit der Mitarbeiterakzeptanz zu wählen. Das Modell dient Führungskräften damit als Entscheidungshilfe, um unter Berücksichtigung mehrerer Faktoren wie Zeitdruck, Informationsverfügbarkeit und der Bedeutung von Teamkonsens die Effektivität von Führungsentscheidungen zu optimieren.

Inhaltsverzeichnis

Die VIE-Theorie (Valenz, Instrumentalität, Erwartung) gehört zu den prozessorientierten Motivationstheorien. Sie setzt sich nicht mit den Inhalten, sondern mit der Dynamik von Motivation auseinandersetzt. Es geht nicht um die Frage, ob die Büroangestellte Schmidt eine höhere Position aufgrund ihres Machtbedürfnisses annimmt. Es geht darum, welche Prozesse zur Entstehung ihrer Motivation führen. Die VIE-Theorie fokussiert dabei den Abwägungsprozess für oder gegen eine Handlungsalternative, im Fall Schmidt für oder gegen die Beförderung, nicht aber die Realisierung der Handlung selbst.

VIE-Theorie nach Vroom

Die VIE-Theorie nach Victor H. Vroom geht davon aus, dass Menschen die Alternativen wählen, die von hohem subjektiven Nutzen sind. Damit nimmt man den Menschen als rein rational handelndes Wesen wahr, was schon einen ersten Grund zur Kritik an der Theorie aufwirft, doch dazu später mehr. Die Wahl einer Handlung und die damit verbundene Anstrengung soll also zur Erreichung eines Ziels führen. Im Zentrum steht daher die situative Wahrscheinlichkeit, ein bestimmtes Ziel durch eine Handlung zu erreichen, gepaart mit der subjektiven Bedeutung dieses Ziels:

Valenz

Die Valenz oder Wertigkeit beschreibt die subjektive Bedeutung der Bedürfnisse bzw. deren Befriedigung. Eine Variable, die sich sowohl im Laufe der Zeit, als auch von Person zu Person verändert. Das kann übrigens jeder an sich selbst überprüfen, in dem er einmal an seine Vergangenheit zurückdenkt.

Instrumentalität

Die Instrumentalität beschreibt bereits eine Erwartung: Inwieweit trägt die zu erwartende Belohnung für eine Handlung zur Befriedigung meiner Bedürfnisse bei?

Erwartung

Die Erwartung lässt sich in zwei Teile splitten, der Handlung-Ergebnis-Erwartung und der Ergebnis-Folge-Erwartung. Konkret:

  1. Wie wahrscheinlich erreiche ich mit meiner Handlung überhaupt das gewünschte Ergebnis (Handlung-Ergebnis-Erwartung)? Eine Erwartung, die eng mit den eigenen Qualifikationen, den Arbeitsanweisungen und damit letztendlich mit der Realisierbarkeit einer Aufgabe zusammenhängt.
  2. Mit welcher Wahrscheinlichkeit tritt die Belohnung (des Unternehmens) bei der Erfüllung der Aufgabe auch tatsächlich ein (Ergebnis-Folge-Erwartung)?

Einfach erklärt: Ein Praxisbeispiel zur VIE-Theorie

Die VIE-Theorie lässt sich am besten anhand eines Beispiels aus dem Berufsleben erläutern. Übertragen wir die Theorie also auf das Beispiel aus der Einleitung, der Beförderungsoption der Büroangestellten Schmidt. Die Mitarbeiterin steht vor der Entscheidung eine Beförderung anzunehmen.

  • Valenz: Was ist für Frau Schmidt von Bedeutung
    Höherer Status oder persönliche Entfaltung in der Freizeit und Zeit für seine Familie?
  • Instrumentalität: Höherer Status, weniger Freizeit
    Ihren Status könnte Frau Schmidt durch die Beförderung verbessern, ihre Freizeit hingegen würde eingeschränkt.
  • Erwartung: Ergebnis und Folge
    Dann ist die Frage, ob Frau Schmidt mit ihrer Annahme der Beförderung diese überhaupt bekommt (Handlung-Ergebnis-Erwartung). Das sollte für sie kein Problem darstellen. Aber es stellt sich auch die Frage, nach der Ergebnis-Folge: Wird die Beförderung überhaupt dazu führen, dass der Mitarbeiter de facto einen höheren Status hat oder weniger Freizeit?
Pro-Kontra-Liste in einem Notizbuch.
Bei Entscheidungen, für die wir uns bewusst Zeit nehmen, hilft die Pro-und-Contra-Liste. Sie ist letztlich nichts anderes als die Teilvisualisierung unseres Motivationsprozesses nach der VIE-Theorie, insbesondere wenn wir die Punkte noch gewichten. Schließlich ist sie auch Merkmal des Versuchs einer tatsächlich rationalen Entscheidung.

Wahrscheinlichkeit ist subjektiv

Vroom betrachtet Valenz, Instrumentalität und Erwartung als drei Faktoren. Dies bedeutet, dass jeder Faktor einen Wert größer null haben muss, damit es überhaupt zur Entscheidung für eine Handlung und damit zur Handlung selbst kommt.

Führung auf Basis der VIE-Theorie

Da die Theorie auf stark subjektiven Prozessen beruht, sind Valenz, Instrumentalität und Erwartung bei jedem Menschen sehr unterschiedlich. Um diese Variablen zu entschlüsseln, muss man seine Mitarbeiter sehr gut kennen, um dann situativ unterschiedlich aber richtig zu handeln.

Das hört sich zwar schwer umsetzbar an, ein bisschen steckt es aber eh in jeder guten Führungskraft: Man weiß bei langjährigen Kollegen, wie man sie für etwas begeistert. Man weiß auch, wie man wen in die Schranken zu weisen hat, wenn etwas schief läuft: Bei Kollege A reicht ein Hinweis, bei Kollege B ist Nachdruck notwendig.

Die Probleme der VIE-Theorie

Die VIE-Theorie lässt sich keineswegs einwandfrei auf die praktische Realität übertragen.

  • Die Unabhängigkeit der Variablen ist fragwürdig, da empirisch nicht präzise nachgewiesen.
  • Der Mensch handelt nicht ausschließlich rational und erst recht nicht ausschließlich im Sinne der eigenen Bedürfnisse.
  • Routinehandlungen, bei denen gar keine Abwägung stattfindet, bleiben der Theorie fern.
  • Es besteht eine Diskrepanz zwischen der Entscheidung für eine Handlung und dessen Realisierung. Demnach beschreibt die VIE-Theorie nur einen kleinen Ausschnitt des Motivationsprozesses.

Die Weiterentwicklung der VIE-Theorie

Bei Betrachtung der Entwicklung von Entscheidungsmodellen in der Führungslehre steht das Vroom-Yetton-Jago-Modell als signifikante Weiterentwicklung der VIE-Theorie im Fokus. Ursprünglich auf die Erklärung der Motivation von Individuen ausgerichtet, wurde die VIE-Theorie (Valenz-Instrumentalität-Erwartung) in dieses erweiterte Modell überführt, welches konkrete Führungssituationen adressiert.

Es bietet einen systematischen Rahmen, um situativ passende Entscheidungsprozesse in Abhängigkeit von der Komplexität des Problems, dem Informationsstand der Führungskraft und der Wichtigkeit der Mitarbeiterakzeptanz zu wählen. Das Modell dient Führungskräften damit als Entscheidungshilfe, um unter Berücksichtigung mehrerer Faktoren wie Zeitdruck, Informationsverfügbarkeit und der Bedeutung von Teamkonsens die Effektivität von Führungsentscheidungen zu optimieren.