Wenn ich als Interim Manager in ein fremdes Unternehmen komme, prasseln die Aufgaben nur so auf mich ein. Das Unternehmen steckt schließlich in der Krise, also soll doch bitte so schnell wie möglich etwas passieren. „Stop!“, heißt es dann zunächst. Bevor überhaupt irgendetwas passiert, analysiere ich den Auftragsentwurf bis ins Detail. Und das kann ich nur jedem Interim Manager raten, insbesondere wenn die Vergütung (auch) vom Erfüllen des Auftrags abhängt.
Solch eine Analyse benötigt Zeit – und egal wie hoch der Druck ist: Ruhe ist vornehmste Bürgerpflicht, denn der Auftrag muss wasserdicht sein. Was „wasserdicht“ genau bedeutet unterscheidet sich von Fall zu Fall. Dennoch lassen sich einige grundsätzliche Ratschläge geben – genau darum soll es hier nun gehen.
Grundsätzliches Vorgehen für Interim Manager
Am Anfang sieht es doch zumeist so aus: Als Interim Manager bekommt man vom Auftraggeber einen Auftragsentwurf vorgelegt. Diesen überprüfe ich dann hinsichtlich folgender Fragestellungen:
- Was kommt auf mich und das Team zu?
- Was muss durch wen, bis wann und wo erreicht werden? (Meilensteine)
- An welche Auflagen und Einschränkungen bin ich gebunden?
- Sind die zu Grunde liegenden Informationen immer noch aktuell?
Geht es um strategische statt operative Auftragsplanung, kommen noch folgende Fragestellungen hinzu:
- Sind die unternehmerischen Ziele SMART?
- Sind alle grundsätzlich nötigen Bedingungen erfüllt?
- Falls nicht: Bis wann sind diese durch wen und wie zu erfüllen?
- Welche Handlungsfreiheit habe ich – und welche Handlungsfreiheit haben die Führungskräfte insgesamt?
- Was ist der Ausweg, wenn der eigene Einsatz scheitert und vor allem: Wann ist er gescheitert?
Ich habe die meisten dieser Fragestellungen bereits in diesem Artikel etwas genauer behandelt. Letztendlich kann die Analyse des Auftrags in der Regel auf ein Ping-Pong-Spiel zwischen Interim Manager und Auftraggeber hinaus. Das kann nervenaufreibend für beide Seiten sein; ist aber zwingend erforderlich. Auf eine der wichtigsten Fragestellungen, wenn nicht sogar die wichtigste, werde ich hier aber noch ein bisschen genauer eingehen.
Wie gestaltet man die Unternehmensziele SMART?
SMART. Von diesen fünf Buchstaben hängt sehr viel mehr ab, als die meisten Entscheider und Führungskräfte denken. Und es ist mir immer noch ein Rätsel, wieso ein Management Unternehmensziele aufstellen kann, ohne die SMART-Kriterien darauf anzuwenden. Jeder Grundkurs in Unternehmensführung und Management sollte die Wichtigkeit dieser Kriterien vermitteln. Mit ihnen steht und fällt die Erfüllung der Unternehmensziele. Die Ziele, die nicht anhand dieser Kriterien formuliert werden, können gar nicht erfüllt werden! Stellt ein Interim Manager selbst Ziele auf, die nicht SMART sind, gehört er sofort rausgeschmissen.
S für Specific
Unternehmensziele müssen spezifisch und klar definiert werden. „Erfolg“ ist zum Beispiel kein spezifisches Ziel, denn was bedeutet Erfolg in welcher Hinsicht? Sind hohe Umsätze ein Erfolg oder ist maximale Kundenzufriedenheit das Kriterium für den Erfolg? Nicht einmal Umsatzsteigerung ist ein spezifisches Ziel. Dann bleibt nämlich immer noch die Frage nach der Höhe der Umsatzsteigerung.
M für Measurable
Der Erfolg muss messbar sein, und zwar messbar anhand von Zahlen – auch wenn die ggf. nicht direkt ermittelt werden können.
A für Achievable
Ist das Ziel erreichbar, ist es realistisch? Utopien helfen nicht weiter, erst recht nicht im Krisenfall.
R für Relevant
Eigentlich überflüssig zu erwähnen, aber eben doch öfter als gedacht notwendig.
T für Timeframe
Jedes Ziel benötigt eine Zeitvorgabe. Logisch, schließlich muss die Zielplanung ja auch terminiert sein.
Was wirkt an den oben genannten Kriterien abschreckend? Oder anders gefragt: Was sorgt eigentlich dafür, dass Unternehmensziele zum Teil nicht SMART formuliert sind?
Im Grunde genommen ist es ganz einfach: Um zum Beispiel einschätzen zu können, ob ein Ziel realistisch ist, müssen Voranalysen getätigt werden, vor denen sich das Management gern scheut. Sei es aus finanziellen, zeitlichen, oder leider viel zu oft, auch internen Gründen. Manchmal fehlt für die Erstellung von Zielen anhand dieser Kriterien einfach die Grundlage, zum Beispiel aufgrund mangelnder Datenqualität. Das gibt mir als Interim Manager immerhin schon einmal Hinweise darauf, was beim Unternehmen eigentlich im Argen liegt. Und genau deshalb kommt man um die fünf Buchstaben nicht herum. Aus der Qualität einer mir vorgelegten Zielformulierung kann ich schon enorm viel über die Lage eines Unternehmens herauslesen.
Zum Abschluss möchte ich noch ein Beispiel für eine SMARTe Zielformulierung liefern. Ergänzen kann man eine solche Zielformulierung übrigens auch noch um den IST-Zustand, wie beim folgenden Beispiel für einen Schnürsenkelhersteller:
Der Umsatz durch den Verkauf von Schnürsenkeln (S,R) lag vergangenen Monat bei 500.000 Euro. In sechs Monaten (T) soll der Umsatz (M) durch den Verkauf von Schnürsenkeln bei 550.000 Euro pro Monat (A) liegen.
Zu diesem Thema möchte ich Ihnen auch sehr diesen Wikipedia-Artikel ans Herz legen. Er ist von ungewöhnlich hoher Qualität und erklärt nochmal die Basics für jeden Interim Manager.
Inhaltsverzeichnis
Wenn ich als Interim Manager in ein fremdes Unternehmen komme, prasseln die Aufgaben nur so auf mich ein. Das Unternehmen steckt schließlich in der Krise, also soll doch bitte so schnell wie möglich etwas passieren. „Stop!“, heißt es dann zunächst. Bevor überhaupt irgendetwas passiert, analysiere ich den Auftragsentwurf bis ins Detail. Und das kann ich nur jedem Interim Manager raten, insbesondere wenn die Vergütung (auch) vom Erfüllen des Auftrags abhängt.
Solch eine Analyse benötigt Zeit – und egal wie hoch der Druck ist: Ruhe ist vornehmste Bürgerpflicht, denn der Auftrag muss wasserdicht sein. Was „wasserdicht“ genau bedeutet unterscheidet sich von Fall zu Fall. Dennoch lassen sich einige grundsätzliche Ratschläge geben – genau darum soll es hier nun gehen.
Grundsätzliches Vorgehen für Interim Manager
Am Anfang sieht es doch zumeist so aus: Als Interim Manager bekommt man vom Auftraggeber einen Auftragsentwurf vorgelegt. Diesen überprüfe ich dann hinsichtlich folgender Fragestellungen:
- Was kommt auf mich und das Team zu?
- Was muss durch wen, bis wann und wo erreicht werden? (Meilensteine)
- An welche Auflagen und Einschränkungen bin ich gebunden?
- Sind die zu Grunde liegenden Informationen immer noch aktuell?
Geht es um strategische statt operative Auftragsplanung, kommen noch folgende Fragestellungen hinzu:
- Sind die unternehmerischen Ziele SMART?
- Sind alle grundsätzlich nötigen Bedingungen erfüllt?
- Falls nicht: Bis wann sind diese durch wen und wie zu erfüllen?
- Welche Handlungsfreiheit habe ich – und welche Handlungsfreiheit haben die Führungskräfte insgesamt?
- Was ist der Ausweg, wenn der eigene Einsatz scheitert und vor allem: Wann ist er gescheitert?
Ich habe die meisten dieser Fragestellungen bereits in diesem Artikel etwas genauer behandelt. Letztendlich kann die Analyse des Auftrags in der Regel auf ein Ping-Pong-Spiel zwischen Interim Manager und Auftraggeber hinaus. Das kann nervenaufreibend für beide Seiten sein; ist aber zwingend erforderlich. Auf eine der wichtigsten Fragestellungen, wenn nicht sogar die wichtigste, werde ich hier aber noch ein bisschen genauer eingehen.
Wie gestaltet man die Unternehmensziele SMART?
SMART. Von diesen fünf Buchstaben hängt sehr viel mehr ab, als die meisten Entscheider und Führungskräfte denken. Und es ist mir immer noch ein Rätsel, wieso ein Management Unternehmensziele aufstellen kann, ohne die SMART-Kriterien darauf anzuwenden. Jeder Grundkurs in Unternehmensführung und Management sollte die Wichtigkeit dieser Kriterien vermitteln. Mit ihnen steht und fällt die Erfüllung der Unternehmensziele. Die Ziele, die nicht anhand dieser Kriterien formuliert werden, können gar nicht erfüllt werden! Stellt ein Interim Manager selbst Ziele auf, die nicht SMART sind, gehört er sofort rausgeschmissen.
S für Specific
Unternehmensziele müssen spezifisch und klar definiert werden. „Erfolg“ ist zum Beispiel kein spezifisches Ziel, denn was bedeutet Erfolg in welcher Hinsicht? Sind hohe Umsätze ein Erfolg oder ist maximale Kundenzufriedenheit das Kriterium für den Erfolg? Nicht einmal Umsatzsteigerung ist ein spezifisches Ziel. Dann bleibt nämlich immer noch die Frage nach der Höhe der Umsatzsteigerung.
M für Measurable
Der Erfolg muss messbar sein, und zwar messbar anhand von Zahlen – auch wenn die ggf. nicht direkt ermittelt werden können.
A für Achievable
Ist das Ziel erreichbar, ist es realistisch? Utopien helfen nicht weiter, erst recht nicht im Krisenfall.
R für Relevant
Eigentlich überflüssig zu erwähnen, aber eben doch öfter als gedacht notwendig.
T für Timeframe
Jedes Ziel benötigt eine Zeitvorgabe. Logisch, schließlich muss die Zielplanung ja auch terminiert sein.
Was wirkt an den oben genannten Kriterien abschreckend? Oder anders gefragt: Was sorgt eigentlich dafür, dass Unternehmensziele zum Teil nicht SMART formuliert sind?
Im Grunde genommen ist es ganz einfach: Um zum Beispiel einschätzen zu können, ob ein Ziel realistisch ist, müssen Voranalysen getätigt werden, vor denen sich das Management gern scheut. Sei es aus finanziellen, zeitlichen, oder leider viel zu oft, auch internen Gründen. Manchmal fehlt für die Erstellung von Zielen anhand dieser Kriterien einfach die Grundlage, zum Beispiel aufgrund mangelnder Datenqualität. Das gibt mir als Interim Manager immerhin schon einmal Hinweise darauf, was beim Unternehmen eigentlich im Argen liegt. Und genau deshalb kommt man um die fünf Buchstaben nicht herum. Aus der Qualität einer mir vorgelegten Zielformulierung kann ich schon enorm viel über die Lage eines Unternehmens herauslesen.
Zum Abschluss möchte ich noch ein Beispiel für eine SMARTe Zielformulierung liefern. Ergänzen kann man eine solche Zielformulierung übrigens auch noch um den IST-Zustand, wie beim folgenden Beispiel für einen Schnürsenkelhersteller:
Der Umsatz durch den Verkauf von Schnürsenkeln (S,R) lag vergangenen Monat bei 500.000 Euro. In sechs Monaten (T) soll der Umsatz (M) durch den Verkauf von Schnürsenkeln bei 550.000 Euro pro Monat (A) liegen.
Zu diesem Thema möchte ich Ihnen auch sehr diesen Wikipedia-Artikel ans Herz legen. Er ist von ungewöhnlich hoher Qualität und erklärt nochmal die Basics für jeden Interim Manager.