Dopamin

NeuroLeadership: Die Jagd nach Dopamin, Endorphin und Oxytocin

Ach wie unkompliziert der Mensch doch wäre, wenn das Emotionssystem im vor kurzem erschienen Artikel über das limbische System schon alles wäre, was es in Sachen NeuroLeadership zu verstehen gäbe. Doch das ist mitnichten der Fall. Über die bereits beschriebenen Emotionssysteme hinaus, gibt es eine ganze Reihe weiterer Abläufe im Gehirn, deren Verständnis sich für eine Führungskraft lohnt und die eng mit den Emotionssystemen verknüpft sind. Dazu gehört z.B. das Grundwissen über die Botenstoffe und ihre Wirkung. Klar hat jeder schon mal vom Dopamin als Glückshormon gehört; es gibt allerdings auch noch Opiode (Endorphin ist eines davon) und Oxytocin, die keineswegs weniger wichtig sind. Und neben diesen Botenstoffen und dem Emotionssystem gibt es auch noch das Belohnungssystem, das Erinnerungssystem und das Entscheidungssystem. Im Sinne des Führungscoachings jagt die Führungskraft eigentlich gar nicht nach den eigenen Botenstoffen, sondern nach denen der Mitarbeiter – denn um deren Motivation soll es ja an dieser Stelle gehen.

Die Botenstoffe Dopamin, Opiode, Oxytocin

Botenstoffe (auch Neurotransmitter) sind der Treibstoff unserer Motivation. Sie werden ausgeschüttet, docken an Synapsen an, was wiederum bestimmte Gefühle auslöst und uns zu Handlungen antreibt. Für die Motivation sind drei von ihnen entscheidend: Dopamin, (endogene) Opiode und Oxytocin.

Dopamin: Dopamin ist der allseits bekannte Haupttreiber. Er wirkt nicht nur positiv auf das Wohlbefinden, sondern steigert auch die Konzentration und die Handlungsbereitschaft.

Opioide: Opioide heben ebenfalls die Stimmung, sorgen aber auch für ein besseres Ich-Gefühl und mehr Lebensfreude. Opioide beeinflussen ganz stark, ob eine Tätigkeit „Spaß macht“ oder eben nicht.

Oxytocin: Oxytocin bringt die entscheidende, soziale Komponente ins Spiel. Wird jemandem Vertrauen entgegengebracht, oder wird Vertrauen aufgebaut, kommt es zur Ausschüttung von Oxytocin. Außerdem sorgt es rückwirkend dafür, dass diesen Bindungen auch Vertrauen geschenkt wird.

Belohnungssystem: ein Schuss Dopamin

Das Belohnungssystem wird durch positive Gedanken und Erwartungen aktiviert. So sorgt der Gedanke an eine spannende, gern getätigte Aufgabe für die Ausschüttung von Dopamin. Dieses Dopamin wandert vom limbischen System zum Bewusstsein in der Großhirnrinde und dockt dort an. Dadurch entsteht die bewusste Erwartung von Glück – die typische Vorfreude und eine entsprechende Handlungsbereitschaft. Wird diese Erwartung erfüllt (die Aufgabe ist tatsächlich spannend), wird dies wieder zurück ins Mittelhirn gesendet, wo es zur Ausschüttung von Serotonin kommt. Letzteres wirkt beruhigend, schafft Harmonie und ein echtes Glücksgefühl.

Erinnerungssystem: aus Erinnerungen werden Erwartungen

Dopamin

Im Gehirn arbeiten stets unterschiedliche Systeme gleichzeitig, eine Betrachtung singulärer Prozesse ist praktisch unmöglich.

Dass das Erinnerungssystem eine ziemlich große Rolle für die Motivation spielt, dürfte umgehend einleuchten. Denn Erinnerungen werden zu Erwartungen – und positive Erwartungen setzen wiederum das Belohnungssystem in Gang. Besonders positive und besonders negative Erlebnisse werden sehr gut in Erinnerung behalten; deshalb auch der Ausspruch: „Das ist unvergesslich!“

Entscheidungssystem: auch das Bewusstsein zählt

Das Entscheidungssystem sitzt im präfrontalen Cortex, also in der Großhirnrinde, und ist unser Bewusstsein. Hier sind z.B. unsere sozialen Normen und Werte abgelegt – und hier werden die Entscheidungen für oder gegen etwas getroffen. Es handelt sich quasi um die Kommandozentrale des Menschen. Denn trotz all der Gefühle und Emotionen, spielen auch bewusste Entscheidungen noch eine Rolle. Nicht unbedingt hinsichtlich des Spaßes an einer Aufgabe, aber zumindest hinsichtlich der Annahme oder Ablehnung einer Aufgabe.

Was lernen wir daraus?

Die alles entscheidende Frage: Was nimmt man nun aus diesen Erkenntnissen mit? Oder: Wie lassen sie sich im praktischen Führungsalltag berücksichtigen? Um das Belohungssystem zu aktivieren (und die Dopaminausschüttung zu begünstigen), werden oftmals Incentives genutzt. Dabei kann es sich um ein Geschenk oder eine Lohnerhöhung handeln. Solche Belohnungen wirken aber nur bedingt. Zum einen sind sie oft an den Erfolg gekoppelt, wodurch Druck entsteht, der sich sogar negativ auswirken kann. Zum anderen führt der mehrmalige Einsatz solcher Incentives zur Gewöhnung und verliert seine Wirkung. Überraschende, kleine Belohnungen sind oftmals wirkungsvoller. Zumal dann auch die soziale Komponente stärker wirkt, die ebenso wichtig ist (Oxytocin!). Ein Lob, ein Lächeln, die kleine Anerkennung aktiviert schließlich nicht nur das Belohnungssystem, sondern stärkt vor allem auch das Vertrauen zwischen Führungskraft und Mitarbeiter.

Entscheidend ist außerdem, dass Zusagen eingehalten und das positive Erlebnisse geschaffen werden. Denn aus der Erinnerung schöpft sich die Erwartung. Macht ein Mitarbeiter die Erfahrung, dass sein Engagement beim letzten Mal nicht gewürdigt wurde, entsteht daraus die Erwartung, dass es beim nächsten Mal genauso läuft. Ergo hält sich die Motivation in Grenzen.

Nicht zuletzt sollte die Aufgabe zum Mitarbeiter passen, denn so bekommt er Spaß an der Sache und es wird Endorphin ausgeschüttet. Dabei lässt sich die gleiche Aufgabe auch unterschiedlichen Typen zuordnen, der Fokus entscheidet. Darum ging es bereits im Artikel über das Emotionssystem.

Da Dopamin und Oxytocin Hand in Hand gehen, steht einmal mehr die „Beziehungskompetenz“ im Zentrum der Betrachtungen. Das Miteinander im Team ist für die Motivation von größter Wichtigkeit. Führungskräfte müssen vor allem eines: gerne mit Menschen umgehen können.

Ein motivierter Mitarbeiter kommt im besten Fall in einen „Flow“, ist maximal konzentriert, effektiv und vergisst den Blick auf die Uhr. Um diesen Flow soll es im nächsten Beitrag gehen.