Inhaltsverzeichnis
In jedem Unternehmen gibt es Materialschwund: Im Krankenhaus verschwinden Medikamente, im Büro verschwinden Druckertoner, in Werkstätten verschwindet Werkzeug. Das Minehmen oder Stehlen von Unternehmenseigentum bezeichnet man im Hinblick auf das Mitarbeiterverhalten als „kontraproduktiv“. Der Begriff des „kontraproduktiven Verhaltens“ umfasst aber noch wesentlich mehr, z. B. unentschuldigtes Fehlen. Auch was Whistleblower Edward Snowden im letzten Jahr als NSA-Mitarbeiter vollbracht hat, war im Sinne des Unternehmens NSA in höchstem Maße kontraproduktiv, wenn auch aus unserer Perspektive wünschenswert. Im Hinblick auf Führung stellen sich die Fragen: Was bedingt kontraproduktives Arbeitsverhalten und wie ist damit umzugehen, bzw. wie lässt es sich vermeiden?
Die Merkmale kontraproduktiven Arbeitsverhaltens
Kontraproduktives Arbeitsverhalten jeglicher Art ist durch drei entscheidende Merkmale geprägt: Das Verhalten erfolgt absichtlich. Es ist prinzipiell in der Lage, dem Unternehmen oder anderen Mitarbeitern Schaden zuzufügen, und es widerspricht den legitimen Interessen der Organisation. Nur als kleiner Einwurf: Hier ließe sich über das Snowden-Beispiel schon streiten, denn ob die Interessen der NSA legitim sind oder nicht, steht in diesem Fall tatsächlich zur Debatte.
Kontraproduktives Arbeitsverhalten ist ein extrem weit gefasster Begriff. Es gibt unzählige Formen und ebenso viele Konzepte zur Untersuchung. Dennoch lassen sich elf Kategorien ausmachen, die ich an dieser Stelle der Vollständigkeit halber kurz aufzählen möchte:
- Diebstahl,
- Beschädigung von Firmeneigentum,
- Missbrauch von Informationen,
- Missbrauch von Arbeitszeit und Ressourcen,
- Vernachlässigung der Sicherheit,
- Absentismus,
- Vorsätzliche geringe Arbeitsqualität,
- Alkoholmissbrauch,
- Drogenmissbrauch,
- Verbales Fehlverhalten,
- Physisches Fehlverhalten.
Zudem findet das kontraproduktive Arbeitsverhalten in zwei Dimensionen statt. Die erste Dimension bestimmt die Intensität, die zweite Dimension bestimmt, ob das Verhalten personenbezogen oder organisationsbezogen ist.
Robinson und Bennett haben kontraproduktives Arbeitsverhalten auf eine Matrix übertragen, die in etwa wie folgt aussieht:
Warum zerstört jemand Firmeneigentum?
Die Frage nach dem „Warum“ ist immer die Schwierigste. Wer die letzten Blogbeiträge verfolgt hat, dürfte an dieser Stelle allerdings schon nicht mehr völlig im Dunkeln tappen. Bereits im Artikel >>„Das ist nicht fair!“ Gerechtigkeit als maßgeblicher Einfluss auf die Motivation<< bin ich auf Greenwalds Feld-Experiment eingegangen, mit dem er zeigen konnte, dass erlebte Ungerechtigkeit einen großen Einfluss hat. Wer sich ungerecht behandelt fühlt, klaut zum Beispiel ein bisschen Büromaterial und empfindet dabei „ausgleichende Gerechtigkeit“. Doch auch Frustration, die unmittelbar mit erlebter Ungerechtigkeit zusammenhängen kann, sorgt für kontraproduktives Arbeitsverhalten. Darüber hinaus sind natürlich die Persönlichkeitsmerkmale des Einzelnen verantwortlich. Mithilfe von speziellen Bewerbungsverfahren wie dem Integritätstest wird versucht, Potenziale für kontraproduktives Verhalten schon frühzeitig zu erkennen, um diese Bewerber dann auszusortieren. Und schließlich ist auch ein Mangel an Selbstkontrolle für kontraproduktives Verhalten verantwortlich; etwa wenn der kurzfristige Vorteil größer erscheint, als der langfristige Nachteil. Es ist empirisch bewiesen, dass darin einer der Hauptgründe für generelles kriminelles Verhalten generell. Wie lässt sich kontraproduktives Verhalten aber nun vermeiden?
Vermeidung kontraproduktiven Arbeitsverhaltens
Zunächst wird versucht, kontraproduktives Arbeitsverhalten durch spezielle Bewerberselektion zu vermeiden. Zudem sollte kontraproduktives Verhalten natürlich sanktioniert werden – bei gleichzeitiger Suche nach den wahren Gründen. Wie sich kontraproduktives Verhalten vorbeugen lässt, sollte aus den letzten Artikeln hervorgegangen sein. Insbesondere darf das Gerechtigkeitsempfinden nicht unterschätzt werden. Respektvoller und fairer Umgang, sowie eine gerechte Verteilung sind das A und O.
Ein Anti-Stress-Training und Konfliktmanagementseminare können ebenfalls dabei helfen, kontraproduktives Arbeitsverhalten zu vermeiden.
Extra ist nicht das Gegenteil von Kontra
Extraproduktives Verhalten und kontraproduktives Arbeitserhalten erscheinen gegenteilig, schließen sich aber keineswegs aus. Es ist durchaus möglich, dass ein sich extraproduktiv verhaltender Mitarbeiter in anderen Situationen oder gegenüber anderen Kollegen eher durch kontraproduktives Verhalten äußert. Genau so führt eine Förderung des extraproduktiven Verhaltens durch Führungskräfte nicht gleichzeitig zu einer Verminderung des kontraproduktiven Verhaltens.
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In jedem Unternehmen gibt es Materialschwund: Im Krankenhaus verschwinden Medikamente, im Büro verschwinden Druckertoner, in Werkstätten verschwindet Werkzeug. Das Minehmen oder Stehlen von Unternehmenseigentum bezeichnet man im Hinblick auf das Mitarbeiterverhalten als „kontraproduktiv“. Der Begriff des „kontraproduktiven Verhaltens“ umfasst aber noch wesentlich mehr, z. B. unentschuldigtes Fehlen. Auch was Whistleblower Edward Snowden im letzten Jahr als NSA-Mitarbeiter vollbracht hat, war im Sinne des Unternehmens NSA in höchstem Maße kontraproduktiv, wenn auch aus unserer Perspektive wünschenswert. Im Hinblick auf Führung stellen sich die Fragen: Was bedingt kontraproduktives Arbeitsverhalten und wie ist damit umzugehen, bzw. wie lässt es sich vermeiden?
Die Merkmale kontraproduktiven Arbeitsverhaltens
Kontraproduktives Arbeitsverhalten jeglicher Art ist durch drei entscheidende Merkmale geprägt: Das Verhalten erfolgt absichtlich. Es ist prinzipiell in der Lage, dem Unternehmen oder anderen Mitarbeitern Schaden zuzufügen, und es widerspricht den legitimen Interessen der Organisation. Nur als kleiner Einwurf: Hier ließe sich über das Snowden-Beispiel schon streiten, denn ob die Interessen der NSA legitim sind oder nicht, steht in diesem Fall tatsächlich zur Debatte.
Kontraproduktives Arbeitsverhalten ist ein extrem weit gefasster Begriff. Es gibt unzählige Formen und ebenso viele Konzepte zur Untersuchung. Dennoch lassen sich elf Kategorien ausmachen, die ich an dieser Stelle der Vollständigkeit halber kurz aufzählen möchte:
- Diebstahl,
- Beschädigung von Firmeneigentum,
- Missbrauch von Informationen,
- Missbrauch von Arbeitszeit und Ressourcen,
- Vernachlässigung der Sicherheit,
- Absentismus,
- Vorsätzliche geringe Arbeitsqualität,
- Alkoholmissbrauch,
- Drogenmissbrauch,
- Verbales Fehlverhalten,
- Physisches Fehlverhalten.
Zudem findet das kontraproduktive Arbeitsverhalten in zwei Dimensionen statt. Die erste Dimension bestimmt die Intensität, die zweite Dimension bestimmt, ob das Verhalten personenbezogen oder organisationsbezogen ist.
Robinson und Bennett haben kontraproduktives Arbeitsverhalten auf eine Matrix übertragen, die in etwa wie folgt aussieht:
Warum zerstört jemand Firmeneigentum?
Die Frage nach dem „Warum“ ist immer die Schwierigste. Wer die letzten Blogbeiträge verfolgt hat, dürfte an dieser Stelle allerdings schon nicht mehr völlig im Dunkeln tappen. Bereits im Artikel >>„Das ist nicht fair!“ Gerechtigkeit als maßgeblicher Einfluss auf die Motivation<< bin ich auf Greenwalds Feld-Experiment eingegangen, mit dem er zeigen konnte, dass erlebte Ungerechtigkeit einen großen Einfluss hat. Wer sich ungerecht behandelt fühlt, klaut zum Beispiel ein bisschen Büromaterial und empfindet dabei „ausgleichende Gerechtigkeit“. Doch auch Frustration, die unmittelbar mit erlebter Ungerechtigkeit zusammenhängen kann, sorgt für kontraproduktives Arbeitsverhalten. Darüber hinaus sind natürlich die Persönlichkeitsmerkmale des Einzelnen verantwortlich. Mithilfe von speziellen Bewerbungsverfahren wie dem Integritätstest wird versucht, Potenziale für kontraproduktives Verhalten schon frühzeitig zu erkennen, um diese Bewerber dann auszusortieren. Und schließlich ist auch ein Mangel an Selbstkontrolle für kontraproduktives Verhalten verantwortlich; etwa wenn der kurzfristige Vorteil größer erscheint, als der langfristige Nachteil. Es ist empirisch bewiesen, dass darin einer der Hauptgründe für generelles kriminelles Verhalten generell. Wie lässt sich kontraproduktives Verhalten aber nun vermeiden?
Vermeidung kontraproduktiven Arbeitsverhaltens
Zunächst wird versucht, kontraproduktives Arbeitsverhalten durch spezielle Bewerberselektion zu vermeiden. Zudem sollte kontraproduktives Verhalten natürlich sanktioniert werden – bei gleichzeitiger Suche nach den wahren Gründen. Wie sich kontraproduktives Verhalten vorbeugen lässt, sollte aus den letzten Artikeln hervorgegangen sein. Insbesondere darf das Gerechtigkeitsempfinden nicht unterschätzt werden. Respektvoller und fairer Umgang, sowie eine gerechte Verteilung sind das A und O.
Ein Anti-Stress-Training und Konfliktmanagementseminare können ebenfalls dabei helfen, kontraproduktives Arbeitsverhalten zu vermeiden.
Extra ist nicht das Gegenteil von Kontra
Extraproduktives Verhalten und kontraproduktives Arbeitserhalten erscheinen gegenteilig, schließen sich aber keineswegs aus. Es ist durchaus möglich, dass ein sich extraproduktiv verhaltender Mitarbeiter in anderen Situationen oder gegenüber anderen Kollegen eher durch kontraproduktives Verhalten äußert. Genau so führt eine Förderung des extraproduktiven Verhaltens durch Führungskräfte nicht gleichzeitig zu einer Verminderung des kontraproduktiven Verhaltens.