Gegen die Wichtigtuer

Gegen die Wichtigtuer: In der Ruhe und Stille steckt die Kraft für Innovationen

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Wichtigtuer gibt es überall. Allerdings habe ich den Eindruck, dass auch die Arbeitswelt innerhalb der letzten Jahre immer mehr von diesen Typen hervorbringt. Durch ihre Art der Selbstinszenierung bei Präsentationen, dauerndem Teamwork und hohem Gruppendruck werden aber viele sehr gute Alternativ-Ideen schlicht weg getötet. Dabei sind gerade diese Ideen diejenigen, die wirklich innovatives Potential haben.

Viele geniale Erfinder waren und sind von ihrer Persönlichkeit introvertiert und wirken oftmals eher scheu. Denken wir nur an Isaac Newton, Marie Curie, Albert Einstein, Frederic Chopin oder Steve Wozniak. Doch auch erfolgreiche Menschen der Gegenwart, sind eher zurückhaltende Persönlichkeiten. Barack Obama ist vielleicht der bekannteste. Allerdings waren und sind sie alle keine Leisetreter. Was sie eint ist vielmehr Ihre Fähigkeit, ihre Ideen gegen jeden Widerspruch durchzusetzen. Oftmals werden sie von anderen als bockige Einzelgänger bezeichnet, die sich von anderen nicht in die Suppe spucken lassen. Denn dies ist gerade ihre Schlüsselqualifikation.

Zudem verfügen introvertierte Menschen zuweilen auch über hoch ausgeprägte empathische Fähigkeiten. Damit können aber leider die Masse der sog. „a-Tiere“ nicht viel anfangen. Gerade diese Menschen streben oftmals in einer sehr ruhigen Art danach, diese Welt mit ihren Fähigkeiten einfach irgendwie besser zu machen.

Voraussetzung dafür ist aber, dass sie in Ruhe arbeiten können und nicht permanent abgelenkt werden. Und schon gar nicht durch langatmige Besprechungen mit Wichtigtuern, deren Redeschwall kaum zu bändigen ist. Parallel haben sich in den letzten 20 Jahren die Anzahl und Umfänge von Besprechungen nahezu verdoppelt. Ist es daher Zufall, dass die die Noise-Cancelling-Kopfhörer zu den beliebtesten Utensilien im Büro geworden sind?

Dauerstörungen sind alltäglicher Wahnsinn in Unternehmen und Organisationen. Die Open Space Initiativen lassen grüßen. Das Ergebnis: Die erwarteten Kreativitäts-Schübe durch Nähe bleiben allerdings häufig aus. Vielmehr geht die persönliche Kommunikation geht deutlich zurück. Dafür schreiben die Mitarbeiter lieber deutlich mehr E-Mails.

Die einstiege Wall Street Juristin Susan Cain weist mit zahlreichen Studien in Ihrem Buch „Still – Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt“ nach, dass Großraumbüros die Produktivität mindern, die Gedächtnisleistung deutlich reduziert wird und die Kündigungsraten steigen. Cain zieht dazu folgendes Fazit: Die Zwangsgemeinschaft macht Menschen „krank, feindselig, unmotiviert, aggressiv und weniger hilfsbereit„.

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Dauernde Interaktionen sind somit oftmals eine Zumutung für Introvertierte. Vielmehr benötigen diese Menschen ruhige Arbeitsbedingungen – also Räume und Besprechungsformate, die es ihnen ermöglichen, Platz zum Alleinsein zu haben um konzentriert zu arbeiten und sich dort in Ruhe auf Besprechungen vorzubereiten.

In Ruhe nachdenken
In Ruhe nachdenken

Eine andere Alternative ist, dass Besprechungen über detaillierte Berichte konsequent vorbereitet werden, aber diese werden dann zu Beginn der Besprechung zunächst einmal von allen Teilnehmern in Ruhe gelesen. Die Methode wird bei Amazon unter dem Begriff „Six-Page Narratives“ erfolgreich eingesetzt. Damit verhindert Amazon die bekannte Power Point Schlachten, denn der Inhalt gewinnt ggü. rhetorischen Tricks. Die Idee dahinter ist sehr einfach: Gute Berichte oder Memos sind durchdacht und ermöglichen daher hochwertige Diskussionen. Allerdings ist der Aufwand zu Erstellung dieser Unterlagen nicht zu unterschätzen. Diese werden nicht mal eben in 1-2 Stunden runter geschrieben. Doch der Aufwand ist gerechtfertigt. Zumal nur zwei Dinge dazu notwendig sind: Zeit und Ruhe zum Nachdenken!