Inhaltsverzeichnis
Chinas chemische Industrie ist seit 2011 die umsatzstärkste der Welt. Ihre Wachstumsrate übertrifft die meisten anderen Chemieregionen bei weitem. Die kolossale Größe der Chemieindustrie Chinas ist allerdings kein Zeichen von Stabilität. Im Gegenteil: Chinas chemische Industrie befindet sich mitten in einem tiefgreifenden, schnellen Wandel. Chinas Wachstum in der Chemieindustrie der letzten zwei Jahrzehnte war gekennzeichnet durch rasche Investitionen und intensiven Wettbewerb. Trotzdem befindet sich der Markt und die Industrie jetzt in einer neuen Entwicklungsphase. Spezial_Chemikalien gewinnen zunehmend an Bedeutung. Aber es ist auch schwieriger, Geld für Investitionen zu beschaffen. Zudem gibt es auch neue strengere Umweltvorschriften.
Chinas neue Chemie-Marktdynamik
Der Chemie-Markt Chinas hat in den letzten zwei Jahrzehnten zur Hälfte des Wachstums des Weltchemie-Marktes beigetragen. Zunehmende wirtschaftliche Turbulenzen seit Mitte 2018, die auf Chinas konjunkturelle Abschwächung und die angespannten Handelsbeziehungen zwischen den USA und China zurückzuführen sind, führen allerdings zu neuen Unsicherheiten in den kurzfristigen Aussichten. Ein guter Grund mal wieder, wenn auch nach langer Zeit, hierüber zu berichten.
Vor allem bei den chemischen Grundstoffen, aber auch bei den weniger aufwändigen chemischen Erzeugnissen ist der Versorgungsgrad durch heimische Produkte in China sehr hoch. Demgegenüber wird bei Spezialchemikalien die Nachfrage noch teilweise durch Importe gedeckt.
Steigende Nachfrage nach Spezial-Produkten
Die Entwicklung der wirtschaftlichen Nachfrage – zunehmend vom konsumgetriebenen Wachstum weg und hin zu anspruchsvolleren Produkten – wird wahrscheinlich zu einem zusätzlichen Wachstum der Nachfrage nach Spezial-Chemikalien führen. Wenn z.B. die Märkte für Produkte wie Körperpflegeprodukte der oberen Preisklasse wachsen, werden sie wahrscheinlich die Nachfrage nach anspruchsvolleren Spezial-Tensiden und -Additiven sowie nach teureren Duftstoffen mit sich bringen. Auch das schnelle Wachstum bei der Online-Bestellung, vor allem in der Lebensmittelbranche Chinas, erhöht die Nachfrage nach chemischen Produkten wie Verpackungsmaterialien und die Nachfrage nach innovativen Produkten wie biologisch abbaubaren Polymeren.
Außerdem veröffentlichte die chinesischen Regierung 2015 den strategischen Plan ,,Made in China 2025“, nach dem eine Reihe chinesischer High-Tech-Industrien einschließlich der Pharmaindustrie verbessert und auf dem internationalen Markt konkurrenzfähig gemacht werden soll, da derzeit weitgehend ausländischen Unternehmen diese Bereiche beherrschen. Das Center for Strategic and International Studies beschreibt diesen Plan als eine „Initiative zur umfassenden Aufwertung der chinesischen Industrie“, die direkt von der deutschen Industrie 4.0 inspiriert sei. Dieser Plan und die damit verbundene Einführung vieler chinesischer High-End-Produkte auf dem Weltmarkt, wird zukünftig Nachfrage nach Spezialprodukten innerhalb Chinas stark anregen.
Begrenzte Finanzierungs-Verfügbarkeit
Die Entscheidung der chinesischen Regierung, die Kreditvergabe innerhalb der gesamten Volkswirtschaft des Landes zu straffen, war ein besonderer Nachteil für die kapitalintensive chemische Industrie. Seit Chinas Bankaufsichtsbehörde im Jahr 2014 die Kontrolle über Investitionen überversorgter Industrien einschließlich Teilen der chemischen Industrie übernommen hat sind Bankkredite schwieriger zu bekommen. Deshalb haben die chinesischen Banken, die Zulassungsbedingungen für Darlehen in den überversorgten Sektoren verschärft. Die Banken verlangen seither in diesen Sektoren mehr Sicherheiten, verlängern weniger Kredite oder kündigen diese sogar vorzeitig. Allerdings erhalten Chemieunternehmen erhzudem einen über dem Marktdurchschnitt liegenden Zinssatz.
Strengere Umweltpolitik
Der im Jahr 2016 veröffentlichte 13. Fünfjahresplan für den Umweltschutz, in dem „klares Wasser und üppige Berge“ als nationale Politik verankert sind, hat einen gewaltigen Umschwung zur Folge. Chinas Behörden haben daraufhin rasch damit begonnen, die Beseitigung der Umweltzerstörung in Angriff zu nehmen. Neue nationale Normen zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung werden durch ein System von Anforderungen für die Produktionsgenehmigung und die Verlagerung der chemischen Produktion in spezielle Chemieparks durchgesetzt. Außerdem dürfen insgesamt 24 verschiedene Recyclingmaterialien seit dem 1. Januar 2018 nicht mehr nach China exportiert werden – darunter unsortierter Plastikabfall, Altpapier, alte CDs und alte Textilien.
Die neuen Umweltvorschriften werden zukünftig wahrscheinlich Umstrukturierungen in bedeutenden Teilen der chemischen Industrie Chinas erzwingen. Sie könnten aber auch das Potenzial für eine höhere Rentabilität für diejenigen Unternehmen darstellen, denen eine erfolgreiche Umstrukturierung gelingt und die höheren Betriebskosten auffangen können, die sich aus der Einhaltung der Vorschriften ergeben.
Die neuen Umweltvorschriften hatten bisher allerdings nur begrenzte Auswirkungen auf die sehr großen Produktionsanlagen, von denen bereits viele mit geeigneten Emissionskontroll- und Abfallbehandlungsanlagen gebaut worden waren. Viel gravierender hingehen waren die Auswirkungen die vielen kleineren Anlagen, in denen in erster Linie Spezialchemikalien – von Beschichtungen und Farbstoffen und Pestiziden bis hin zu Lebensmittelzutaten und Tensiden- hergestellt werden. Gerade diese Spezialchemikalien werden in der gegenwärtigen und zukünftigen Produktion und Landwirtschaft gebraucht und verwendet.
Das Problem ist, dass gerade diese kleinen Betriebe sich überwiegend in städtischen Gebieten und in Privatbesitz befinden und damit oft zu wenig Kapital für neue Abfallentsorgungsfunktionen besitzen. Viele kleine Anlagen, die die Anforderungen nicht erfüllen konnten, hat die chinesische Regierung bereits geschlossen. Die Auswirkungen auf die Gesamtversorgung durch Chemikalien ist jedoch weniger schwerwiegend. In der Provinz Shandong zum Beispiel hat die Regierung im Jahr 2018 25 Prozent aller in der Provinz tätigen Chemieunternehmen geschlossen, was jedoch nur 5 Prozent der Produktion beeinträchtigte.
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Chinas chemische Industrie ist seit 2011 die umsatzstärkste der Welt. Ihre Wachstumsrate übertrifft die meisten anderen Chemieregionen bei weitem. Die kolossale Größe der Chemieindustrie Chinas ist allerdings kein Zeichen von Stabilität. Im Gegenteil: Chinas chemische Industrie befindet sich mitten in einem tiefgreifenden, schnellen Wandel. Chinas Wachstum in der Chemieindustrie der letzten zwei Jahrzehnte war gekennzeichnet durch rasche Investitionen und intensiven Wettbewerb. Trotzdem befindet sich der Markt und die Industrie jetzt in einer neuen Entwicklungsphase. Spezial_Chemikalien gewinnen zunehmend an Bedeutung. Aber es ist auch schwieriger, Geld für Investitionen zu beschaffen. Zudem gibt es auch neue strengere Umweltvorschriften.
Chinas neue Chemie-Marktdynamik
Der Chemie-Markt Chinas hat in den letzten zwei Jahrzehnten zur Hälfte des Wachstums des Weltchemie-Marktes beigetragen. Zunehmende wirtschaftliche Turbulenzen seit Mitte 2018, die auf Chinas konjunkturelle Abschwächung und die angespannten Handelsbeziehungen zwischen den USA und China zurückzuführen sind, führen allerdings zu neuen Unsicherheiten in den kurzfristigen Aussichten. Ein guter Grund mal wieder, wenn auch nach langer Zeit, hierüber zu berichten.
Vor allem bei den chemischen Grundstoffen, aber auch bei den weniger aufwändigen chemischen Erzeugnissen ist der Versorgungsgrad durch heimische Produkte in China sehr hoch. Demgegenüber wird bei Spezialchemikalien die Nachfrage noch teilweise durch Importe gedeckt.
Steigende Nachfrage nach Spezial-Produkten
Die Entwicklung der wirtschaftlichen Nachfrage – zunehmend vom konsumgetriebenen Wachstum weg und hin zu anspruchsvolleren Produkten – wird wahrscheinlich zu einem zusätzlichen Wachstum der Nachfrage nach Spezial-Chemikalien führen. Wenn z.B. die Märkte für Produkte wie Körperpflegeprodukte der oberen Preisklasse wachsen, werden sie wahrscheinlich die Nachfrage nach anspruchsvolleren Spezial-Tensiden und -Additiven sowie nach teureren Duftstoffen mit sich bringen. Auch das schnelle Wachstum bei der Online-Bestellung, vor allem in der Lebensmittelbranche Chinas, erhöht die Nachfrage nach chemischen Produkten wie Verpackungsmaterialien und die Nachfrage nach innovativen Produkten wie biologisch abbaubaren Polymeren.
Außerdem veröffentlichte die chinesischen Regierung 2015 den strategischen Plan ,,Made in China 2025“, nach dem eine Reihe chinesischer High-Tech-Industrien einschließlich der Pharmaindustrie verbessert und auf dem internationalen Markt konkurrenzfähig gemacht werden soll, da derzeit weitgehend ausländischen Unternehmen diese Bereiche beherrschen. Das Center for Strategic and International Studies beschreibt diesen Plan als eine „Initiative zur umfassenden Aufwertung der chinesischen Industrie“, die direkt von der deutschen Industrie 4.0 inspiriert sei. Dieser Plan und die damit verbundene Einführung vieler chinesischer High-End-Produkte auf dem Weltmarkt, wird zukünftig Nachfrage nach Spezialprodukten innerhalb Chinas stark anregen.
Begrenzte Finanzierungs-Verfügbarkeit
Die Entscheidung der chinesischen Regierung, die Kreditvergabe innerhalb der gesamten Volkswirtschaft des Landes zu straffen, war ein besonderer Nachteil für die kapitalintensive chemische Industrie. Seit Chinas Bankaufsichtsbehörde im Jahr 2014 die Kontrolle über Investitionen überversorgter Industrien einschließlich Teilen der chemischen Industrie übernommen hat sind Bankkredite schwieriger zu bekommen. Deshalb haben die chinesischen Banken, die Zulassungsbedingungen für Darlehen in den überversorgten Sektoren verschärft. Die Banken verlangen seither in diesen Sektoren mehr Sicherheiten, verlängern weniger Kredite oder kündigen diese sogar vorzeitig. Allerdings erhalten Chemieunternehmen erhzudem einen über dem Marktdurchschnitt liegenden Zinssatz.
Strengere Umweltpolitik
Der im Jahr 2016 veröffentlichte 13. Fünfjahresplan für den Umweltschutz, in dem „klares Wasser und üppige Berge“ als nationale Politik verankert sind, hat einen gewaltigen Umschwung zur Folge. Chinas Behörden haben daraufhin rasch damit begonnen, die Beseitigung der Umweltzerstörung in Angriff zu nehmen. Neue nationale Normen zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung werden durch ein System von Anforderungen für die Produktionsgenehmigung und die Verlagerung der chemischen Produktion in spezielle Chemieparks durchgesetzt. Außerdem dürfen insgesamt 24 verschiedene Recyclingmaterialien seit dem 1. Januar 2018 nicht mehr nach China exportiert werden – darunter unsortierter Plastikabfall, Altpapier, alte CDs und alte Textilien.
Die neuen Umweltvorschriften werden zukünftig wahrscheinlich Umstrukturierungen in bedeutenden Teilen der chemischen Industrie Chinas erzwingen. Sie könnten aber auch das Potenzial für eine höhere Rentabilität für diejenigen Unternehmen darstellen, denen eine erfolgreiche Umstrukturierung gelingt und die höheren Betriebskosten auffangen können, die sich aus der Einhaltung der Vorschriften ergeben.
Die neuen Umweltvorschriften hatten bisher allerdings nur begrenzte Auswirkungen auf die sehr großen Produktionsanlagen, von denen bereits viele mit geeigneten Emissionskontroll- und Abfallbehandlungsanlagen gebaut worden waren. Viel gravierender hingehen waren die Auswirkungen die vielen kleineren Anlagen, in denen in erster Linie Spezialchemikalien – von Beschichtungen und Farbstoffen und Pestiziden bis hin zu Lebensmittelzutaten und Tensiden- hergestellt werden. Gerade diese Spezialchemikalien werden in der gegenwärtigen und zukünftigen Produktion und Landwirtschaft gebraucht und verwendet.
Das Problem ist, dass gerade diese kleinen Betriebe sich überwiegend in städtischen Gebieten und in Privatbesitz befinden und damit oft zu wenig Kapital für neue Abfallentsorgungsfunktionen besitzen. Viele kleine Anlagen, die die Anforderungen nicht erfüllen konnten, hat die chinesische Regierung bereits geschlossen. Die Auswirkungen auf die Gesamtversorgung durch Chemikalien ist jedoch weniger schwerwiegend. In der Provinz Shandong zum Beispiel hat die Regierung im Jahr 2018 25 Prozent aller in der Provinz tätigen Chemieunternehmen geschlossen, was jedoch nur 5 Prozent der Produktion beeinträchtigte.