Umgang mit kritischem Feedback

Kritisches Feedback an den eigenen Leistungen oder dem eigenen Verhalten, verletzt – auch wenn das Feedback konstruktiv formuliert wird. Den Umgang mit kritischen Feedback müssen die meisten Menschen lernen, denn es erfordert einige Übung, bei Kritik nicht reflexartig auf Abwehrhaltung umzuschalten.

Die gängige Meinung

Die gängige Meinung lautet: Kritisches Feedback insbesondere von Vorgesetzten sollte immer respektvoll angenommen werden. Aber ist dies wirklich eine nützlich Haltung?

Obwohl ich – insbesondere am Beginn meiner Berufslaufbahn genauso mit dieser gängigen Meinung erzogen wurde, denke ich, dass dies nicht per se der richtige Weg ist. Natürlich sollte man aufmerksam zuhören, und sich auch mit kritischem Feedback auseinandersetzen. Dazu ist es aber auch erforderlich darauf zu achten, wie kritisches Feedback gegeben wird und wie man selber darauf reagiert und dann auch darüber mit dem Feedback-Geber sprechen. Denn dadurch wird die Situation nicht nur erleichtert, sondern das kritische Feedback kann auch dann entsprechend genutzt werden.

Meine erste Beurteilung an der Offizierschule

Ich kann mich noch genau an meine erste Beurteilung zum Ende meiner Offizierausbildung an der damaligen Offizierschule des Heeres in Hannover erinnern. Nach fast 6 Monaten eröffnete mir mein Hörsaalleiter, bei dem wir vor allem die beiden Fächer Führung im Gefecht (Taktik) und Menschenführung hatten, wo er meine Stärken und Schwächen sah. Insbesondere die Schwächen waren wenig ausgewogen formuliert. Und das von einem erfahrenen Stabsoffizier aus Hamburg, der sich selbst sicherlich als außerordentliche Führungskraft verstand. Dass er den meisten Kameraden meines damaligen Offizier-Hörsaals, genauso wie mir auch, weder Spaß noch wirklich glaubhaft die relevanten Führungsgrundsätze vermitteln konnte, spielte dabei jedoch nicht die Rolle.

Vielmehr bestätigte er mir zwar, dass ich am Ende des Tages einen guten Lehrgang absolviert hatte, aber seine mündliche Kritik traf mich schon – obgleich der schriftliche Beurteilungsvermerk eigentlich noch viel weitaus schärfer formuliert war. Aber den nahm ich während des Gespräches bzw. überwiegenden Monologs, gar nicht wirklich zur Kenntnis. So fand eine wirkliche und ernsthaftige Auseinandersetzung mit dem kritischen Feedback gar nicht statt. Erst Jahre später sprach mich mal einer meiner Kommandeure auf dieses schriftliche Extrakt an. Da kramte ich das Ding noch einmal aus meinen Unterlagen heraus und war wirklich baff erstaunt, dass ich mich daran gar nicht mehr erinnern konnte. Ich hatte diese Bewertung somit entweder verzerrt wahrgenommen oder einfach verdrängt. Diese Bewältigungs(nicht)strategie kommt allerdings bei vielen Führungskräften vor – und insbesondere auch bei Männern.

Perspektivwechsel helfen hier

Grundsätzlich gibt es vier unterschiedliche Perspektiven, aus denen man kritisches Feedback betrachten kann:

  1. Was sagt das kritische Feedback über einen selbst, den Feedback-Nehmer?
  2. Was sagt das kritische Feedback über den Feedback-Geber?
  3. Was ist der Inhalt des kritischen Feedbacks?
  4. Was sind mögliche Lösungsansätze zur Verbesserung?

Diese vier Perspektiven helfen, die Wahrnehmung über kritisches Feedback zu sortieren und nicht vorschnell impulsiv oder emotional zu reagieren. Man benötigt alle vier Dimensionen, um sich am Ende nicht nur auf den Inhalt konzentrieren zu können, sondern sich auch konstruktiv im Sinne einer persönlichen Weiterentwicklung damit auseinander zu setzen.

Feedback wird oft als Kritik empfunden

Warum aber nur empfinden wir Feedback oftmals als Kritik? Das liegt einfach daran, dass kritisches Feedback – also mit negativem Inhalt – eben meist als Kränkung empfunden wird, die nicht zu umgehen ist. Denn wenn Feedback nicht unserer eigenen Wahrnehmung bzw. unserem Selbstbild entspricht, dann fühlen wir uns leicht bedroht. Und nahezu reflexartig verteidigen wir uns selber, werten dadurch den Feedback-Geber ab und achten dadurch auch nicht mehr auf den Inhalt. Aber wir sollten an dieser Stelle fairerweise auch festhalten, dass konstruktives Feedback zumeist nur für den Feedback-Geber konstruktiv ist, nicht jedoch für den Feedback-Nehmer.

Verhinderung der Reflex-Reaktion

Die meisten Menschen neigen dazu, sofort und damit leider auch unreflektiert auf Abwehr umzuschalten – häufig sogar, wenn sie kritisches Feedback von Personen erhalten, die sie eigentlich schätzen. Dies sollten wir daher berücksichtigen und dem Widerspruchsdrang entgegenwirken. Aber das muss geübt werden, denn von alleine klappt das nicht.

Eine zweckmäßige erste Reaktion auf kritisches Feedback ist, nachzufragen, was denn konkret gemeint ist. Das verschafft Zeit, um auch durchatmen zu können. Dadurch schaffen wir die Rahmenbedingungen für eine bessere Aufnahmefähigkeit. Zudem senken wir dadurch den eigenen Stress-Pegel und werden offener für die Diskussion.

Zweckmäßige Reaktion auf kritisches Feedback

Wir sollten kritisches Feedback zunächst einmal aufnehmen – ohne vorschnelles gegenseitiges Unterbrechen. Zudem ist es sehr hilfreich, Feedback nicht als die eine Wahrheit, sondern als Austausch unterschiedlicher Perspektiven zu verstehen. Dazu ist es ebenfalls sehr hilfreich, wenn alle Beteiligten miteinander achtsam und wertschätzend umgehen und entsprechend auch kommunizieren. Eine mögliche und sehr einfach Regel hierzu lautet: Es redet nur einer – und zwar nacheinander. So kann der eine sprechen und der andere zuhören.

Und zum Schluss noch ein vielleicht etwas andere Darstellung und Lösungsskizze:

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