Inhaltsverzeichnis
Endlich wieder LeseStoff! Vier spannende Artikel und Texte, die mal mehr mal weniger mit Unternehmensführung und Interim Management zu tun haben. Manchmal auch gar nichts. Lesenswert ist allerdings jeder einzelne.
Leadership-Theorie
Was macht eine gute Führungskraft aus, was den perfekten CEO? Was hatte Steve Jobs, was andere nicht hatten? Joshua Rothman hat sich diesen Fragen in all ihrer Ausführlichkeit im New Yorker gewidmet. Herausgekommen ist ein Lesestück, das es in sich hat: Der Autor wandert in der Geschichte der Leadership-Theorie zurück. Während Führungspersonen einst vor allem „Charaktere“ waren (man denke hier auch an den früher üblichen patriachalischen Führungsstil), geht man heute vielmehr davon aus, dass eine gute Führungsperson an Handlungen und Prozessen gemessen wird. Rothman unterstützt seine Ausführungen immer wieder durch Aussagen von Leadership-Experten und Beispiele. So finden neben Steve Jobs auch Donald Trump und C. Michael Armstrong, der ehemalige CEO von AT&T, Erwähnung. Insgesamt sehr lang, aber dafür wahnsinnig interessant!
„Most fundamentally, process models acknowledge that “being a leader” isn’t an identity but, rather, a set of actions. It’s not someone you are. It’s something you do.“
Shut Up and Sit Down – Why the leadership industry rules.
Design als Managementdisziplin und Strategie
Nicht die Hardware hat Apple zum wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht, sondern das besonders gute Händchen für Usability und Design. Aber hat die Priorität dieser beiden Dinge Schule gemacht? Zu einem gewissen Grad, sicherlich – aber mitnichten vollumfänglich. Im Maschinenbau spielt Design zum Beispiel zunächst so gut wie keine Rolle. Produkte werden vorrangig von Ingenieuren, BWLern und Juristen erdacht, später vielleicht ein wenig aufgehübscht. Dass Design aber viel mehr als gutes Aussehen ist und schon auf der strategischen Ebene eine Rolle spielen kann (und sollte!), wird (zumeist leider) weitestgehend vernachlässigt. Deshalb stellt Andrej Kupetz in seinem Artikel für W&V völlig zurecht klar:
„Versuchen Sie einmal, bereichsübergreifende Teams aus Ingenieuren, Designern, Marketing- und Vertriebsmitarbeitern, Zulieferern und Dienstleistern an einen Tisch zu bringen. Das ist schwierig. Aber ich versichere Ihnen: es lohnt sich.“
Alle bewundern Apple, aber die Erfolgsfaktoren haben nur wenige verstanden
Brandenburg: ein Land voll Müll
In Brandenburg gibt es über 100 illegale Mülldeponien, entstanden sind sie vor allem in den Jahren nach der Wende. Deren Räumung würde zirka 320 Millionen Euro kosten, doch das Geld hat niemand übrig. Oft ist nicht einmal klar, wer eigentlich dafür zuständig wäre. Das gemeinnützige Recherchezentrum CORRECT!V hat einmal mehr großartige Arbeit geleistet und investigativ nachgeforscht. Über die Müllkippen, deren Paten und die ungeklärte Frage nach der Räumung von mindestens drei Millionen Tonnen Müll.
„Die Karten zeigen das Abfalllager aus der Vogelperspektive. 60.000 Tonnen Sperrmüll, alte Reifen, Kunststofffetzen, Textilreste, Bauschutt und Brandabfälle. Mengenmäßig das Jahresmüllaufkommen einer mittelgroßen Stadt – abgeladen in einem 70-Seelen-Dorf.“
Willkommen im Überwachungskapitalismus
Dass ein Unternehmen wie Google bloße Macht auf Basis von Informationen und Nutzerdaten hat, dürfte niemanden mehr vom Hocker reißen. Shoshana Zuboff hat in der F.A.Z. mal aufgeschrieben, wie diese Macht nach dem Platzen der Dotcom-Blase zustande gekommen ist und was sie im Kern bedeutet: Überwachung bekommt einen Wert im kapitalistischen Sinne. Sicherlich bin ich kein Schwarzmaler, wenn es um Digitalisierung und neue Technologien geht und auch kein Fan von Zuboffs reißerischem Vokabular – Regime, Enteignung, Ausbeutung, etc. – aber sie trifft einen wahren Kern. Und der reicht, um zu erschrecken:
„Und so hat sich der Kapitalismus unter unseren Augen verändert: einst Profite aus Produkten und Dienstleistungen, dann Profite aus Spekulation und nun Profite aus Überwachung. Die letztgenannte Veränderung könnte einer der Gründe sein, warum die Explosion des Digitalen bislang keinen wesentlichen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum gehabt hat, weil nämlich so viele der daraus erwachsenen Möglichkeiten auf eine zutiefst parasitäre Form von Profit verwendet worden sind.“
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Endlich wieder LeseStoff! Vier spannende Artikel und Texte, die mal mehr mal weniger mit Unternehmensführung und Interim Management zu tun haben. Manchmal auch gar nichts. Lesenswert ist allerdings jeder einzelne.
Leadership-Theorie
Was macht eine gute Führungskraft aus, was den perfekten CEO? Was hatte Steve Jobs, was andere nicht hatten? Joshua Rothman hat sich diesen Fragen in all ihrer Ausführlichkeit im New Yorker gewidmet. Herausgekommen ist ein Lesestück, das es in sich hat: Der Autor wandert in der Geschichte der Leadership-Theorie zurück. Während Führungspersonen einst vor allem „Charaktere“ waren (man denke hier auch an den früher üblichen patriachalischen Führungsstil), geht man heute vielmehr davon aus, dass eine gute Führungsperson an Handlungen und Prozessen gemessen wird. Rothman unterstützt seine Ausführungen immer wieder durch Aussagen von Leadership-Experten und Beispiele. So finden neben Steve Jobs auch Donald Trump und C. Michael Armstrong, der ehemalige CEO von AT&T, Erwähnung. Insgesamt sehr lang, aber dafür wahnsinnig interessant!
„Most fundamentally, process models acknowledge that “being a leader” isn’t an identity but, rather, a set of actions. It’s not someone you are. It’s something you do.“
Shut Up and Sit Down – Why the leadership industry rules.
Design als Managementdisziplin und Strategie
Nicht die Hardware hat Apple zum wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht, sondern das besonders gute Händchen für Usability und Design. Aber hat die Priorität dieser beiden Dinge Schule gemacht? Zu einem gewissen Grad, sicherlich – aber mitnichten vollumfänglich. Im Maschinenbau spielt Design zum Beispiel zunächst so gut wie keine Rolle. Produkte werden vorrangig von Ingenieuren, BWLern und Juristen erdacht, später vielleicht ein wenig aufgehübscht. Dass Design aber viel mehr als gutes Aussehen ist und schon auf der strategischen Ebene eine Rolle spielen kann (und sollte!), wird (zumeist leider) weitestgehend vernachlässigt. Deshalb stellt Andrej Kupetz in seinem Artikel für W&V völlig zurecht klar:
„Versuchen Sie einmal, bereichsübergreifende Teams aus Ingenieuren, Designern, Marketing- und Vertriebsmitarbeitern, Zulieferern und Dienstleistern an einen Tisch zu bringen. Das ist schwierig. Aber ich versichere Ihnen: es lohnt sich.“
Alle bewundern Apple, aber die Erfolgsfaktoren haben nur wenige verstanden
Brandenburg: ein Land voll Müll
In Brandenburg gibt es über 100 illegale Mülldeponien, entstanden sind sie vor allem in den Jahren nach der Wende. Deren Räumung würde zirka 320 Millionen Euro kosten, doch das Geld hat niemand übrig. Oft ist nicht einmal klar, wer eigentlich dafür zuständig wäre. Das gemeinnützige Recherchezentrum CORRECT!V hat einmal mehr großartige Arbeit geleistet und investigativ nachgeforscht. Über die Müllkippen, deren Paten und die ungeklärte Frage nach der Räumung von mindestens drei Millionen Tonnen Müll.
„Die Karten zeigen das Abfalllager aus der Vogelperspektive. 60.000 Tonnen Sperrmüll, alte Reifen, Kunststofffetzen, Textilreste, Bauschutt und Brandabfälle. Mengenmäßig das Jahresmüllaufkommen einer mittelgroßen Stadt – abgeladen in einem 70-Seelen-Dorf.“
Willkommen im Überwachungskapitalismus
Dass ein Unternehmen wie Google bloße Macht auf Basis von Informationen und Nutzerdaten hat, dürfte niemanden mehr vom Hocker reißen. Shoshana Zuboff hat in der F.A.Z. mal aufgeschrieben, wie diese Macht nach dem Platzen der Dotcom-Blase zustande gekommen ist und was sie im Kern bedeutet: Überwachung bekommt einen Wert im kapitalistischen Sinne. Sicherlich bin ich kein Schwarzmaler, wenn es um Digitalisierung und neue Technologien geht und auch kein Fan von Zuboffs reißerischem Vokabular – Regime, Enteignung, Ausbeutung, etc. – aber sie trifft einen wahren Kern. Und der reicht, um zu erschrecken:
„Und so hat sich der Kapitalismus unter unseren Augen verändert: einst Profite aus Produkten und Dienstleistungen, dann Profite aus Spekulation und nun Profite aus Überwachung. Die letztgenannte Veränderung könnte einer der Gründe sein, warum die Explosion des Digitalen bislang keinen wesentlichen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum gehabt hat, weil nämlich so viele der daraus erwachsenen Möglichkeiten auf eine zutiefst parasitäre Form von Profit verwendet worden sind.“