1 Jahr Snowden

1 Jahr Snowden: Der große Bruder bleibt Realität

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Ein Jahr Edward Snowden. Eine Geschichte zur wahrhaft traurigen Realität des Jahres 2014.

 

Wir schreiben das Jahr 2014. Die hart erkämpften, demokratischen Grundrechte hier in der BRD, und auch in allen anderen demokratischen Staaten dieser Welt, sind schon seit geraumer Zeit nichts – das ist mittlerweile allen klar. Der große Bruder, die NSA, überwacht jeden Menschen auf dieser Welt, mithilfe einer elektronischen Fußfessel. Lange Zeit wusste man nicht, dass man sich mit Handy, besser noch Smartphone, Computer und Telefon selbst eine elektronische Fußfessel anlegt. Dabei gilt inzwischen folgendes: Je besser das Modell und je intensiver die Nutzung, desto enger die Fußfessel. Mithilfe dieser elektronischen Fußfessel in Form eines Kommunikationsmediums überwacht der große Bruder alles: Er weiß welche Sprache ein Mensch spricht. Er weiß, wann und mit wem ein Mensch telefoniert und weiß auch worüber gesprochen wird. Er kennt den Inhalt fast jeder E-Mail. Er kennt die Gewohnheiten eines jeden überwachten Menschen, weiß dadurch wann jemand ins Bett geht, wann er aufsteht. Da nahezu jeder Mensch diese elektronische Fußfessel trägt, weiß der große Bruder auch, wer in der Nähe ist, wenn jemand ins Bett geht. Der große Bruder weiß, wenn der Ehemann seine Frau betrügt, noch lange bevor die Frau es weiß. Der große Bruder weiß, für was sich der überwachte Mensch interessiert: Autos, Chemie, Gedichte oder Waffen? Der große Bruder weiß, wenn jemand seinen Job kündigen möchte, noch bevor die Kündigung verschickt ist. Er weiß es, speichert es und macht es so auch rückwirkend auffindbar. Erst die Speicherung von Daten macht auch die Zusammenhänge von Informationen deutlich. Die Metainformation. Der große Bruder führt das unfreiwillige Tagebuch eines jeden Menschen und ist auch in der Lage, Gedanken zu lesen. Denn: Jeder versendeten Nachricht geht ein Entwurf voraus, eine Phase in der ein Mensch etwas eintippt, es löscht, es anders eintippt. Gedankliche Ausschüsse, nach kurzer Zeit vergessen, doch in Maryland ewig gespeichert. Denn dort befindet sich die Zentrale des großen Bruders, geschützt durch die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika. Das Datensammeln dient nur dem Erhalt des Systems, Gefahren sollen möglichst früh identifiziert und ausgemerzt werden. Gefahren, wie der Whistleblower Edward Snowden, der genau heute vor einem Jahr die Menschheit mit dem großen Bruder bekannt machte. Dabei dient das System nicht dem Menschen, denn es gibt eine keine Erfolgsbilanz, keinen ersichtlichen Nutzen. Nur eins ist sicher: Freiheit gibt es nicht mehr. Nicht einmal für unausgesprochene Gedanken. Es gibt Menschen, die unterliegen nicht dieser Überwachung, sie tragen keine elektronische Fußfessel. Sie sind die ausgebeuteten Opfer des Wirtschaftssystems namens „Kapitalismus“ und können sich kein Handy leisten, sie haben nicht einmal genug Essen. Doch das ist eine andere Geschichte.

 

Auf netzpolitik.org wird gerade der Sammelband "Überwachtes Netz" verschenkt - Spende erwünscht. Die gedruckte Version gibt es für 14,90€ im Handel. Sehr empfehlenswert.

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Quizfrage: Wo ist der Unterschied zur Realität?

Antwort: Im ersten Satz: „- das ist mittlerweile allen klar.“

Gerade erst hat hat der NBC-Reporter Brian Williams in Russland ein Interview mit Edward Snowden geführt. Die obige Geschichte basiert teilweise auf diesem Interview (hier zu sehen, sehr empfehlenswert), teilweise auf anderen Informationen, alle gelten als sicher. Die deutsche Regierung hat aus der NSA-Affäre (nichts) gelernt, sie rüstet den deutschen Geheimdienst nun für vorerst 300 Millionen Euro auf, damit dieser auch ein bisschen von dem kann, worin die NSA seit Jahren erprobt ist: Der Ausspähung von Menschen. Freiheit war einmal. Grundrechte waren einmal. Widerstand? War einmal – oder ist er doch noch (latent) vorhanden?