Inhaltsverzeichnis
Viele Dozenten und Trainer stehen bei Großveranstaltungen doch immer wieder vor der gleichen Frage: Wie aktiviere ich die Zuhörer und stelle die Nachhaltigkeit meines Vortrages sicher? Warum sollte ich mich eigentlich einem Live-Feedback aussetzen, mit dem ich mich selber und meine Dienstleistungen wirklich verbessern kann? Was ist dazu notwendig bzw. wodurch wird es ermöglicht bzw. welche Wirkung soll erzeugt werden? Der Fernsehmoderator Günter Jauch hat hierauf bereits seit längerem eine sehr überzeugende Antwort: Der Einsatz eines Feedback-Jokers kann hier eine wesentliche Bereicherung darstellen. Aber gibt es solche Systeme auch online-gestützt und das Ganze auch noch zu einem erschwinglichen Kurs? Die Antwort lautet ganz einfach: Ja – und das sogar in Ostwestfalen!
Vorgeschichte zum Einsatz eines Peer Instruction Systems
Vor einigen Wochen bat mich Petra Wadsack, eine selbständige Personalberaterin, sie kurzfristig bei einem Vortrag zum Thema „Personalmanagement für Unternehmensgründungen“ zu unterstützen. Hierbei handelte es sich um einen Vortrag vor Studenten der Uni Paderborn im Rahmen der sog. Sigma-Vorlesungsreihe. Da ich mir vor ein paar Jahren einige dieser Veranstaltungen selber als Zuhörer gegönnt hatte, und dabei übrigens auf meinen gegenwärtigen Steuerberater gestoßen war, kannte ich die Rahmenbedingungen: Ca. 100 Studenten in einem traditionellen Uni-Hörsaal – und das im Rahmen einer Abendveranstaltung. Neben der inhaltlichen Leistung muss man sich hier also auch methodisch anstrengen, damit das Auditorium nicht nur zuhört, sondern die Inhalte auch versteht.
Nahezu parallel zu diesen Vorbereitungen traf ich mit Prof. Dr. Dennis Kundisch von der Uni Paderborn, der dort den Lehrstuhl für Information Management & E-Finance verantwortet. Prof. Kundisch berichtete mir dabei u.a. von PINGO – einem Live-Feedback-System für sog. Peer Instruction (for very large groups), dass an seinem Lehrstuhl entwickelt wurde.
Ähnlich wie Günther Jauch bei der Quizsendung „Wer wird Millionär?“ die Zuschauer im Studio über den Publikumsjoker in das Quiz miteinbezieht, haben Dozenten mit diesem Online-System die Möglichkeit, das studierende Auditorium aus ihrer traditionellen „Konsumentenhaltung“ herauszuholen, und aktiv an der Veranstaltung partizipieren zu lassen. Prof. Kundisch führte mir das PINGO-System für Peer Instruction innerhalb weniger Minuten vor – und die einfache Bedienbarkeit überzeugte mich umgehend.
Die wesentlichen Vorteile von PINGO für Peer Introduction
-
-
-
- Keine Installation und sofort nutzbar; d.h. keine zusätzliche Hardware, wie z.B. irgendwelche Clicker-Module. Das Auditorium kann sich direkt über Laptops oder Smartphones einwählen und an der jeweiligen Abstimmung teilnehmen
- Sehr gute intuitive Benutzbarkeit und damit keine lange Eingewöhnungsphase
- Die Fragenkataloge können in unterschiedlichen Formaten angelegt, verwaltet und mit anderen Dozenten geteilt werden
- Das Auditorium kann in Echtzeit und völlig anonymisiert befragt werden
-
-
Also ran an die Arbeit, neben der inhaltlichen Ausgestaltung des Vortrages war es nun zusätzlich notwendig, unterschiedliche Fragestellungen zu formulieren. Diese wurden dann in den Vortrag bzw. in die Präsentation miteingebaut – und siehe da: Von dem Auditorium wurde diese Methode ausgesprochen intensiv angenommen. Hier ein Beispiel:
Die konkreten Fragestellungen und Antworten sind am Ende der folgenden Präsentation noch einmal grafisch zusammengefasst.
Die Methode Peer Instruction
Der Ablauf lehnt sich dabei grundsätzlich an der Methode der Peer Instruction an:
[box type=“info“] Weitere Details hierzu finden Sie unter: PINGO in der Lehre – Didaktische Handreichungen zu Einsatzmöglichkeiten. [/box]Das wesentliche didaktische Element bei dieser Peer-Instruction-Methode ist die unmittelbare Rückmeldung in Form der Antworten bzw. die Rückmeldung zu den Lösungen und der Umgang mit diesen Ergebnissen. Die Zuhörer wiederum bekommen eine unmittelbare Rückmeldung, inwiefern sie die Thematik verstanden haben und entsprechende Aufgaben zu lösen in der Lage sind. Durch die Diskussion der unterschiedlichen Lösungsvorschläge im Rahmen der o.a. Phasen setzen sich die Zuhörer deutlich intensiver mit der Thematik auseinander. Die Vortragenden erhalten demgegenüber neben der unmittelbaren Rückmeldung, ob sie thematisch fortfahren können oder ob es ggf. zweckmäßiger wäre, weitere Erläuterungen anzufügen, zudem auch eine deutlich intensivere Mitarbeit zu spüren. Dies kann sich in neuen Materialien und Beispielen wie auch in der Überarbeitung der eigenen Beschreibungen niederschlagen.
Haupteinsatzverfahren eines Peer Instruction Systems
Beim Einsatz dieses Tool für Peer Instruction konnten wir grundsätzlich die folgenden drei Einsatzmöglichkeiten identifizieren:
-
-
-
- Einsatzmöglichkeit zu Wiederholungszwecken
- Einsatzmöglichkeit zur Begleitung einer (Groß)Veranstaltung
- Einsatzmöglichkeit zu Beurteilungs- und Überprüfungszwecken
-
-
Darüber hinaus ist auch eine variable Gestaltung einzelner Elemente möglich:
-
-
-
- Zur Gestaltung der vorangegangenen Lehr-/ Lernphase
- Fragen können auch spontan aus der Veranstaltung heraus generiert werden
- Gestaltung unterschiedlicher Abfrage- und Aufgabentypen
- Unterschiedliche Möglichkeiten der Auswertung und Interpretation der Antworten
- Zusätzliche Erläuterungen verbliebener Unklarheiten und Fortsetzung der Veranstaltung
- Zweckmäßige Anpassung der Wiederholung der Inhalte und der Aufgabe(n)
-
-
Insbesondere durch die Peer Diskussion werden die Zuhörer besonders aktiviert – hier sind ebenfalls unterschiedliche Möglichkeiten hinsichtlich der Moderation und der Gruppenzusammensetzung möglich.
Abschließende Bewertung von PINGO zur Peer Instruction
Dieses Peer-Instruction-System bietet für Dozenten und Zuhörer gleichsam eine hervorragende Möglichkeit, um sich rasch und völlig unspektakulär auf eine aktive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lerninhalten auch in großen Gruppen einzulassen. Dabei können auch gerade divergierende Positionen kritisch diskutiert werden, die Klärung und Präzision des eigenen Wissens wird geschärft und die Abstimmungsergebnisse bleiben anonym. Dadurch erfolgt eine völlig andere Stimulierung des Auditoriums durch Divergenzerfahrung bzw. kognitive Dissonanz. Zudem erhält der Vortragende nahezu in Echtzeit ein Live-Feedback und es erfolgt eine zweckmäßigere Reflektion und Verknüpfung des neuen Wissens mit Altbekannten.
Darüber hinaus ist keine Anschaffung von teurer, zusätzlicher technischer Infrastruktur notwendig. Ein funktionierender Internetzugang reicht völlig. Es gibt keine erhöhten Aufwände für Installation und Konfiguration. Das einzige was anders ist: Die bestehenden Lehr- und Lernkonzepte müssen auf die Nutzung von Peer Instruction angepast werden. Das ist aber bezogen auf die Chancen und Vorteile dieser Methodik und des Systems auf jeden Fall mehr als vertretbar. Von daher bin ich gespannt, wann ich diese Methodik auch bei privatwirtschaftlich agierenden Weiterbildungsträgern im Einsatz erleben kann.
Abschließend bedanke ich mich bei Prof. Dr. Kundisch und seinem Team für das tolle System und würde mich freuen, wenn sich PINGO für Peer Instruction rasch weiter verbreiten würde.
Ergänzende Literaturhinweise
- http://www.hd-mint.de/lehrkonzepte/verstehen/peer-instruction/
- http://www.bmo.physik.uni-muenchen.de/~riedle/E2p/skript/Mazur_22744.pdf
- http://www.swisseduc.ch/peer-instruction/
- http://blog.peerinstruction.net/
- http://scholar.google.de/scholar_url?hl=de&q=http://stwww.weizmann.ac.il/g-phys/new_site/merkaz-kita/paper.doc&sa=X&scisig=AAGBfm1lNnAIXxMhQK0h81f-O3U8-LGMPg&oi=scholarr&ei=UKrKUqScGsHTswasiYCYCA&ved=0CDIQgAMoADAA
- https://ox.informatik.uni-rostock.de/iLearn/2013-kundisch-pingo-iLearn.pdf
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Viele Dozenten und Trainer stehen bei Großveranstaltungen doch immer wieder vor der gleichen Frage: Wie aktiviere ich die Zuhörer und stelle die Nachhaltigkeit meines Vortrages sicher? Warum sollte ich mich eigentlich einem Live-Feedback aussetzen, mit dem ich mich selber und meine Dienstleistungen wirklich verbessern kann? Was ist dazu notwendig bzw. wodurch wird es ermöglicht bzw. welche Wirkung soll erzeugt werden? Der Fernsehmoderator Günter Jauch hat hierauf bereits seit längerem eine sehr überzeugende Antwort: Der Einsatz eines Feedback-Jokers kann hier eine wesentliche Bereicherung darstellen. Aber gibt es solche Systeme auch online-gestützt und das Ganze auch noch zu einem erschwinglichen Kurs? Die Antwort lautet ganz einfach: Ja – und das sogar in Ostwestfalen!
Vorgeschichte zum Einsatz eines Peer Instruction Systems
Vor einigen Wochen bat mich Petra Wadsack, eine selbständige Personalberaterin, sie kurzfristig bei einem Vortrag zum Thema „Personalmanagement für Unternehmensgründungen“ zu unterstützen. Hierbei handelte es sich um einen Vortrag vor Studenten der Uni Paderborn im Rahmen der sog. Sigma-Vorlesungsreihe. Da ich mir vor ein paar Jahren einige dieser Veranstaltungen selber als Zuhörer gegönnt hatte, und dabei übrigens auf meinen gegenwärtigen Steuerberater gestoßen war, kannte ich die Rahmenbedingungen: Ca. 100 Studenten in einem traditionellen Uni-Hörsaal – und das im Rahmen einer Abendveranstaltung. Neben der inhaltlichen Leistung muss man sich hier also auch methodisch anstrengen, damit das Auditorium nicht nur zuhört, sondern die Inhalte auch versteht.
Nahezu parallel zu diesen Vorbereitungen traf ich mit Prof. Dr. Dennis Kundisch von der Uni Paderborn, der dort den Lehrstuhl für Information Management & E-Finance verantwortet. Prof. Kundisch berichtete mir dabei u.a. von PINGO – einem Live-Feedback-System für sog. Peer Instruction (for very large groups), dass an seinem Lehrstuhl entwickelt wurde.
Ähnlich wie Günther Jauch bei der Quizsendung „Wer wird Millionär?“ die Zuschauer im Studio über den Publikumsjoker in das Quiz miteinbezieht, haben Dozenten mit diesem Online-System die Möglichkeit, das studierende Auditorium aus ihrer traditionellen „Konsumentenhaltung“ herauszuholen, und aktiv an der Veranstaltung partizipieren zu lassen. Prof. Kundisch führte mir das PINGO-System für Peer Instruction innerhalb weniger Minuten vor – und die einfache Bedienbarkeit überzeugte mich umgehend.
Die wesentlichen Vorteile von PINGO für Peer Introduction
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- Keine Installation und sofort nutzbar; d.h. keine zusätzliche Hardware, wie z.B. irgendwelche Clicker-Module. Das Auditorium kann sich direkt über Laptops oder Smartphones einwählen und an der jeweiligen Abstimmung teilnehmen
- Sehr gute intuitive Benutzbarkeit und damit keine lange Eingewöhnungsphase
- Die Fragenkataloge können in unterschiedlichen Formaten angelegt, verwaltet und mit anderen Dozenten geteilt werden
- Das Auditorium kann in Echtzeit und völlig anonymisiert befragt werden
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Also ran an die Arbeit, neben der inhaltlichen Ausgestaltung des Vortrages war es nun zusätzlich notwendig, unterschiedliche Fragestellungen zu formulieren. Diese wurden dann in den Vortrag bzw. in die Präsentation miteingebaut – und siehe da: Von dem Auditorium wurde diese Methode ausgesprochen intensiv angenommen. Hier ein Beispiel:
Die konkreten Fragestellungen und Antworten sind am Ende der folgenden Präsentation noch einmal grafisch zusammengefasst.
Die Methode Peer Instruction
Der Ablauf lehnt sich dabei grundsätzlich an der Methode der Peer Instruction an:
[box type=“info“] Weitere Details hierzu finden Sie unter: PINGO in der Lehre – Didaktische Handreichungen zu Einsatzmöglichkeiten. [/box]Das wesentliche didaktische Element bei dieser Peer-Instruction-Methode ist die unmittelbare Rückmeldung in Form der Antworten bzw. die Rückmeldung zu den Lösungen und der Umgang mit diesen Ergebnissen. Die Zuhörer wiederum bekommen eine unmittelbare Rückmeldung, inwiefern sie die Thematik verstanden haben und entsprechende Aufgaben zu lösen in der Lage sind. Durch die Diskussion der unterschiedlichen Lösungsvorschläge im Rahmen der o.a. Phasen setzen sich die Zuhörer deutlich intensiver mit der Thematik auseinander. Die Vortragenden erhalten demgegenüber neben der unmittelbaren Rückmeldung, ob sie thematisch fortfahren können oder ob es ggf. zweckmäßiger wäre, weitere Erläuterungen anzufügen, zudem auch eine deutlich intensivere Mitarbeit zu spüren. Dies kann sich in neuen Materialien und Beispielen wie auch in der Überarbeitung der eigenen Beschreibungen niederschlagen.
Haupteinsatzverfahren eines Peer Instruction Systems
Beim Einsatz dieses Tool für Peer Instruction konnten wir grundsätzlich die folgenden drei Einsatzmöglichkeiten identifizieren:
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- Einsatzmöglichkeit zu Wiederholungszwecken
- Einsatzmöglichkeit zur Begleitung einer (Groß)Veranstaltung
- Einsatzmöglichkeit zu Beurteilungs- und Überprüfungszwecken
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Darüber hinaus ist auch eine variable Gestaltung einzelner Elemente möglich:
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- Zur Gestaltung der vorangegangenen Lehr-/ Lernphase
- Fragen können auch spontan aus der Veranstaltung heraus generiert werden
- Gestaltung unterschiedlicher Abfrage- und Aufgabentypen
- Unterschiedliche Möglichkeiten der Auswertung und Interpretation der Antworten
- Zusätzliche Erläuterungen verbliebener Unklarheiten und Fortsetzung der Veranstaltung
- Zweckmäßige Anpassung der Wiederholung der Inhalte und der Aufgabe(n)
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Insbesondere durch die Peer Diskussion werden die Zuhörer besonders aktiviert – hier sind ebenfalls unterschiedliche Möglichkeiten hinsichtlich der Moderation und der Gruppenzusammensetzung möglich.
Abschließende Bewertung von PINGO zur Peer Instruction
Dieses Peer-Instruction-System bietet für Dozenten und Zuhörer gleichsam eine hervorragende Möglichkeit, um sich rasch und völlig unspektakulär auf eine aktive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lerninhalten auch in großen Gruppen einzulassen. Dabei können auch gerade divergierende Positionen kritisch diskutiert werden, die Klärung und Präzision des eigenen Wissens wird geschärft und die Abstimmungsergebnisse bleiben anonym. Dadurch erfolgt eine völlig andere Stimulierung des Auditoriums durch Divergenzerfahrung bzw. kognitive Dissonanz. Zudem erhält der Vortragende nahezu in Echtzeit ein Live-Feedback und es erfolgt eine zweckmäßigere Reflektion und Verknüpfung des neuen Wissens mit Altbekannten.
Darüber hinaus ist keine Anschaffung von teurer, zusätzlicher technischer Infrastruktur notwendig. Ein funktionierender Internetzugang reicht völlig. Es gibt keine erhöhten Aufwände für Installation und Konfiguration. Das einzige was anders ist: Die bestehenden Lehr- und Lernkonzepte müssen auf die Nutzung von Peer Instruction angepast werden. Das ist aber bezogen auf die Chancen und Vorteile dieser Methodik und des Systems auf jeden Fall mehr als vertretbar. Von daher bin ich gespannt, wann ich diese Methodik auch bei privatwirtschaftlich agierenden Weiterbildungsträgern im Einsatz erleben kann.
Abschließend bedanke ich mich bei Prof. Dr. Kundisch und seinem Team für das tolle System und würde mich freuen, wenn sich PINGO für Peer Instruction rasch weiter verbreiten würde.
Ergänzende Literaturhinweise
- http://www.hd-mint.de/lehrkonzepte/verstehen/peer-instruction/
- http://www.bmo.physik.uni-muenchen.de/~riedle/E2p/skript/Mazur_22744.pdf
- http://www.swisseduc.ch/peer-instruction/
- http://blog.peerinstruction.net/
- http://scholar.google.de/scholar_url?hl=de&q=http://stwww.weizmann.ac.il/g-phys/new_site/merkaz-kita/paper.doc&sa=X&scisig=AAGBfm1lNnAIXxMhQK0h81f-O3U8-LGMPg&oi=scholarr&ei=UKrKUqScGsHTswasiYCYCA&ved=0CDIQgAMoADAA
- https://ox.informatik.uni-rostock.de/iLearn/2013-kundisch-pingo-iLearn.pdf