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Schuldscheindarlehen

Schuldschein als Ausgleich für die Lieferung von Versorgungsgütern an die Royalisten (hier mit der Unterschrift von Stofflet, ausgestellt im Namen des französischen Königs), aus der Zeit des Aufstands der Vendée zwischen 1793 und 1796.

Das Schuldscheindarlehen gehört zu den ältesten Formen der Finanzierung. Die öffentliche Hand hat schon lange regelmäßig auf Schuldscheindarlehen zurückgegriffen, doch auch für Unternehmen mit einwandfreier Bonität handelt es sich um eine durchaus interessante Finanzierungsmöglichkeit. Der kleine Bruder der klassischen Anleihe hat in den letzten Jahren, insbesondere für den Mittelstand, an Bedeutung gewonnen. Zwar ist die Zahl der Unternehmen mit Schuldscheinplatzierungen immer noch relativ gering, dennoch wurde hier in den letzten Jahren die nötige Pionierarbeit geleistet, um Vertrauen in diese Finanzierungsform herzustellen.

So funktioniert das Schuldscheindarlehen

Das Schuldscheindarlehen ist grundsätzlich ein Kredit, bei dem der Kreditvertrag gleichzeitig als Schuldschein fungiert und sich daher vom klassischen Kreditvertrag unterscheidet. Der Schuldschein stellt eine Urkunde dar, die als Beweis der eingegangenen Verpflichtungen dient. Größe, Verzinsung und Rückzahlung sind darin geregelt. Schuldscheindarlehen haben in der Regel eine Laufzeit von 2-10 Jahren und sind nicht vorzeitig kündbar. Der Schuldschein ähnelt einem Wertpapier, ist aber kein Wertpapier und wird so weder verbrieft noch an der Börse gehandelt. Zum Übertragen des Schuldscheins ist eine Abtretung (vgl. §§ 398 ff. BGB) nötig.

Überzeichnungen können das Volumen erhöhen!

Beim Schuldscheindarlehen wird auch von der „Platzierung“ eines Darlehens gesprochen. Der Ablauf lässt sich am besten an einem aktuellen Beispiel aufzeigen:

Im Oktober hat die Klinikgruppe Asklepios ein Schuldscheindarlehen platziert. Genau wie bei der Platzierung von Aktien, erfolgt beim Schuldscheindarlehen eine Zeichnung. Das Schuldscheindarlehen der Klinikgruppe ist durch eine sechsfache Überzeichnung auf 300 Millionen Euro angewachsen, die unter insgesamt 120 Gläubigern aufgeteilt werden. Die Klinikgruppe hat die flexiblen Ausgestaltungsmöglichkeiten des Darlehens genutzt und die Gesamtsumme in drei Tranchen mit Laufzeiten von fünf, sieben und zehn Jahren geteilt. Ein Volumen von 100 Millionen Euro entfällt auf die zehnjährige Laufzeit. Die beiden kürzeren Laufzeiten wurden sowohl mit Festzins, als auch mit variablem Zins angeboten, wobei der Zinsdurchschnitt aller Tranchen bei 3,5 Prozent liegt.

Schuldscheindarlehen Asklepios Kliniken

Die Asklepios-Gruppe hat ihre Unternehmensfinanzierung mithilfe eines Schuldscheindarlehens für die nächsten Jahre gesichert. Bild: Asklepios Kliniken GmbH

Das Beispiel zeigt deutlich die markanten Eckpunkte eines Schuldscheindarlehens auf:
Bei der Platzierung treten in der Regel Banken als Vermittler auf. Sie verteilen das Gesamtdarlehen auf unterschiedliche Investoren (reine Vermittlungstätigkeit) oder fungieren selbst als Investoren. Das Interesse an den Schuldschein hängt von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens ab. Das Vertrauen in die Asklepios Gruppe, das letztlich zur sechsfachen Überzeichnung geführt hat, liegt vor allem an der konservativen Gesamtfinanzierung und dem, aus Perspektive der Investoren, sicheren Geschäftsmodell mit zugehörigem Cash-Flow. Eine positive wirtschaftliche Lage des Unternehmens ist aufgrund der fehlenden Sicherheiten also unabdingbar und kann letztendlich sogar zu einer Vergrößerung des ursprünglich geplanten Kreditvolumens führen. Der Zinssatz eines Schuldscheindarlehens liegt in der Regel ein wenig über dem einer Anleihe, eben weil weder Handel noch Liquidation möglich ist. Dafür bleiben wiederum die Kosten für Emission, Auslosung und Kurspflege aus und ein Rating ist meist ebenfalls nicht nötig, der Bank reicht das eigene Bewertungsverfahren.

Auch kleinere Mittelständler können Schuldscheindarlehen in Anspruch nehmen

Das Volumen von Schuldscheindarlehen beträgt normalerweise mindestens 10 Millionen Euro, die Minimumgröße einer Stückelung liegt bei 50.000 Euro. Trotzdem können bereits Schuldscheindarlehen ab 250.000 Euro umgesetzt werden und eine echte Alternative darstellen. Denn Banken können kleine Schuldscheindarlehen sammeln und sie in einem Schuldscheinportfolio bündeln, das dann als Paket veräußert wird. Für Mittelständler, deren der Börsengang verwehrt bleibt, ist das Schuldscheindarlehen damit eine der wenigen Möglichkeiten, sich unabhängiger von den Banken zu machen.

 

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Schuldscheindarlehen

Schuldschein als Ausgleich für die Lieferung von Versorgungsgütern an die Royalisten (hier mit der Unterschrift von Stofflet, ausgestellt im Namen des französischen Königs), aus der Zeit des Aufstands der Vendée zwischen 1793 und 1796.

Das Schuldscheindarlehen gehört zu den ältesten Formen der Finanzierung. Die öffentliche Hand hat schon lange regelmäßig auf Schuldscheindarlehen zurückgegriffen, doch auch für Unternehmen mit einwandfreier Bonität handelt es sich um eine durchaus interessante Finanzierungsmöglichkeit. Der kleine Bruder der klassischen Anleihe hat in den letzten Jahren, insbesondere für den Mittelstand, an Bedeutung gewonnen. Zwar ist die Zahl der Unternehmen mit Schuldscheinplatzierungen immer noch relativ gering, dennoch wurde hier in den letzten Jahren die nötige Pionierarbeit geleistet, um Vertrauen in diese Finanzierungsform herzustellen.

So funktioniert das Schuldscheindarlehen

Das Schuldscheindarlehen ist grundsätzlich ein Kredit, bei dem der Kreditvertrag gleichzeitig als Schuldschein fungiert und sich daher vom klassischen Kreditvertrag unterscheidet. Der Schuldschein stellt eine Urkunde dar, die als Beweis der eingegangenen Verpflichtungen dient. Größe, Verzinsung und Rückzahlung sind darin geregelt. Schuldscheindarlehen haben in der Regel eine Laufzeit von 2-10 Jahren und sind nicht vorzeitig kündbar. Der Schuldschein ähnelt einem Wertpapier, ist aber kein Wertpapier und wird so weder verbrieft noch an der Börse gehandelt. Zum Übertragen des Schuldscheins ist eine Abtretung (vgl. §§ 398 ff. BGB) nötig.

Überzeichnungen können das Volumen erhöhen!

Beim Schuldscheindarlehen wird auch von der „Platzierung“ eines Darlehens gesprochen. Der Ablauf lässt sich am besten an einem aktuellen Beispiel aufzeigen:

Im Oktober hat die Klinikgruppe Asklepios ein Schuldscheindarlehen platziert. Genau wie bei der Platzierung von Aktien, erfolgt beim Schuldscheindarlehen eine Zeichnung. Das Schuldscheindarlehen der Klinikgruppe ist durch eine sechsfache Überzeichnung auf 300 Millionen Euro angewachsen, die unter insgesamt 120 Gläubigern aufgeteilt werden. Die Klinikgruppe hat die flexiblen Ausgestaltungsmöglichkeiten des Darlehens genutzt und die Gesamtsumme in drei Tranchen mit Laufzeiten von fünf, sieben und zehn Jahren geteilt. Ein Volumen von 100 Millionen Euro entfällt auf die zehnjährige Laufzeit. Die beiden kürzeren Laufzeiten wurden sowohl mit Festzins, als auch mit variablem Zins angeboten, wobei der Zinsdurchschnitt aller Tranchen bei 3,5 Prozent liegt.

Schuldscheindarlehen Asklepios Kliniken

Die Asklepios-Gruppe hat ihre Unternehmensfinanzierung mithilfe eines Schuldscheindarlehens für die nächsten Jahre gesichert. Bild: Asklepios Kliniken GmbH

Das Beispiel zeigt deutlich die markanten Eckpunkte eines Schuldscheindarlehens auf:
Bei der Platzierung treten in der Regel Banken als Vermittler auf. Sie verteilen das Gesamtdarlehen auf unterschiedliche Investoren (reine Vermittlungstätigkeit) oder fungieren selbst als Investoren. Das Interesse an den Schuldschein hängt von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens ab. Das Vertrauen in die Asklepios Gruppe, das letztlich zur sechsfachen Überzeichnung geführt hat, liegt vor allem an der konservativen Gesamtfinanzierung und dem, aus Perspektive der Investoren, sicheren Geschäftsmodell mit zugehörigem Cash-Flow. Eine positive wirtschaftliche Lage des Unternehmens ist aufgrund der fehlenden Sicherheiten also unabdingbar und kann letztendlich sogar zu einer Vergrößerung des ursprünglich geplanten Kreditvolumens führen. Der Zinssatz eines Schuldscheindarlehens liegt in der Regel ein wenig über dem einer Anleihe, eben weil weder Handel noch Liquidation möglich ist. Dafür bleiben wiederum die Kosten für Emission, Auslosung und Kurspflege aus und ein Rating ist meist ebenfalls nicht nötig, der Bank reicht das eigene Bewertungsverfahren.

Auch kleinere Mittelständler können Schuldscheindarlehen in Anspruch nehmen

Das Volumen von Schuldscheindarlehen beträgt normalerweise mindestens 10 Millionen Euro, die Minimumgröße einer Stückelung liegt bei 50.000 Euro. Trotzdem können bereits Schuldscheindarlehen ab 250.000 Euro umgesetzt werden und eine echte Alternative darstellen. Denn Banken können kleine Schuldscheindarlehen sammeln und sie in einem Schuldscheinportfolio bündeln, das dann als Paket veräußert wird. Für Mittelständler, deren der Börsengang verwehrt bleibt, ist das Schuldscheindarlehen damit eine der wenigen Möglichkeiten, sich unabhängiger von den Banken zu machen.