Inhaltsverzeichnis

Heute werde ich vorerst zum letzten Mal detailliert auf die Kennzahlenanalyse eingehen. Es wird auch Zeit, das Thema endlich abzuhaken, denn es warten doch noch deutlich spannendere Aspekte des Krisenmanagements darauf, in Artikel verpackt zu werden. Nun soll es aber zunächst um die Kennzahlen der Finanzanalyse und einige weitere besondere Kennzahlen, die für Kriseninvestoren von entscheidender Bedeutung sind, gehen.

 

Finanzanalyse

Die Finanzanalyse bzw. die Bilanzanalyse beschäftigt sich zum Teil mit den offensichtlichsten Kennzahlen des Kapitals.[1. Vgl. hierzu: J. Hausschildt, u.a.: Erfolgs-, Finanz- und Bilanzanalyse, 3. Auflage, Köln 1996, S. 21 ff.] Eigentlich sollte jeder Unternehmer die Frage nach dem Eigen- und Fremdkapitalanteil in seinem Unternehmen wie aus der Pistole geschossen beantworten können. Der Vollständigkeit halber nehme ich die Eigenkapital- und Fremdkapitalquote an dieser Stelle aber mit auf.

Die Eigenkapitalquote wird berechnet, in dem man das Eigenkapital durch das Fremdkapital dividiert und das Ergebnis mit 100 multipliziert.[2. Vgl. hierzu A. Crone: Krisendiagnose und Kennzahlen. In: A. Corne, H. Werner: Modernes sanierungsmanagement, 3. Auflage. München 2012; S. 56f.] Diese Kennzahl ist für die Kreditwürdigkeit entscheidend, denn eine hohe Eigenkapitalquote kann vor Überschuldung schützen. Analog dazu fördert eine hohe Fremdkapitalquote die Überschuldung. Sie wird auf genau wie die Eigenkapitalquote berechnet, nur wird das Eigenkapital (EK) durch das Fremdkapital (FK) ersetzt. Beide Formeln habe ich auch wieder in die kleine Formelsammlung weiter unten aufgenommen.

Der Verschuldungsgrad zeigt das direkte (prozentuale) Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital an. Fremdkapital wird durch Eigenkapital geteilt und mit 100 multipliziert. Der Verschuldungsgrad (engl. auch Gearing, Leverage oder debt to equity ratio genannt) ist eine der wichtigsten Kennzahlen, wenn es um die Aushandlung von Kreditkonditionen geht.[3. Vgl. ebenda.] Denn je höher der Verschuldungsgrad, desto größer ist auch das Risiko der Gläubiger. Dass ein hoher Verschuldungsgrad zu einer gesteigerten Eigenkapitalrendite führt (Leverage-Effekt) und was dabei zu beachten ist, hatte ich bereits in der Kennzahlenanalyse Teil 1 erwähnt, als es um die Kennzahlenanalyse im Bezug auf Erfolg und Rentabilität ging.

Eine weitere wichtige Kennzahl setzt das Kapital ins Verhältnis zum Anlagevermögen. Der Jahresabschluss muss das gesamte Anlagevermögen beinhalten, daher ist die Kenntnis aller Vermögensgegenstände unbedingt notwendig (§ 246 HGB). Im Zuge der Kennzahlenanalyse wird zunächst die Anlagendeckung I bzw. der Deckungsgrad A berechnet. Er ergibt sich, indem man das Eigenkapital durch das Anlagevermögen teilt und mit 100 multipliziert (siehe Grafik 1). Das Ergebnis zeigt, zu wie viel Prozent das Anlagevermögen durch das Eigenkapital gedeckt ist. Je höher das Eigenkapital, desto besser. Allerdings steht hier wiederum der Leverage-Effekt dagegen. Die Anlagendeckung II bzw. der Deckungsgrad B bezieht dann auch das (langfristige) Fremdkapital mit ein (siehe Grafik 1). Diese Anlagendeckung sollte bei über 100 Prozent liegen. Denn es ist klar, dass das Anlagevermögen, was ja langfristig ist, auch durch langfristiges Kapital gedeckt sein sollte. Die Orientierung an der 100-Prozent-Marke wird auch als Goldene Bilanzregel“ oder „Grundsatz der Fristenkongruenz“ bezeichnet. Ist das Anlagevermögen größer, als Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital, lässt es darauf schließen, dass langfristige Anschaffungen mit kurzfristigem Kapital finanziert wurden. Das ist unbedingt zu vermeiden!!!

Es gibt auch noch den erweiterten Anlagedeckungsgrad, für den zum Anlagevermögen auch noch das Umlaufvermögen addiert wird. Da sich das aber nicht direkt aus der Bilanz ablesen lässt, wird dieser Deckungsgrad in der Kennzahlenanalyse oftmals vernachlässigt.

 

Kennzahlenanalyse der Finanzen

Grafik 1: Wichtige Kennzahlen für Kriseninvestoren und zur Finanzanalyse

Kriseninvestoren aufgepasst! Diese Kennzahlenanalyse sollten Sie außerdem durchführen

Der Nettoverschuldungsgrad bzw. die Schuldentilgungsdauer (engl. Net Total Leverage) ist ein dynamischer Wert, der ausdrückt, wie viele Jahre ein Unternehmen theoretisch benötigt, um Finanzverbindlichkeiten mit dem Gewinn (EBITDA) zu tilgen. Mit dieser Kennzahlenanalyse können dann mögliche Aussagen zur Schuldentilgungsfähigkeit getroffen werden. Doch es ist Vorsicht geboten: EBITDA ist er Gewinn vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern;  neue Investitionen werden hier allerdings vernachlässigt. Der EBITDA zeigt die operative Ertragskraft der Organisation/ des Unternehmens an.[3. Vgl. A. Crone, a.a.O., S. 58f] Demgegenüber wird der Nettoverschuldungsgrad daher berechnet, indem man die liquiden Mittel von den Finanzverbindlichkeiten subtrahiert und das Ergebnis durch den Gewinn vor Steuern und Zinsen teilt (siehe Grafik 1).

Kriseninvestoren sollten auch die Zinsdeckung (Interest Coverage) und die Kapitaldienstdeckung (Debt Service Coverage) mit in die Kennzahlenanalyse einbeziehen. Die Zinsdeckung zeigt an, inwiefern das Unternehmen in der Lage ist, die Zinsen für seine Finanzverbindlichkeiten aus dem Gewinn vor Steuern und Zinsen heraus zu bezahlen. (Achtung: Es geht hier nicht darum, die Verbindlichkeiten zu tilgen!) Dazu teilt man das EBITDA durch die Zinsen auf Finanzverbindlichkeiten.

Die Kapitaldienstdeckung bezieht dann, wie der Name schon sagt, das Kapital mit ein. Zu den Zinsen werden auch die Kosten für die Tilgung der Verbindlichkeiten addiert. Dann teilt man den Gewinn vor Steuern und Zinsen durch diese Summe und mit dem Ergebnis lassen sich Aussagen darüber treffen, inwiefern das Unternehmen in der Lage ist aus der operativen Innenfinanzierungskraft heraus die Finanzverbindlichkeiten zu bedienen, zu tilgen.[4. Vgl. ebenda.]

Kommen wir zu letzten entscheidenden Angabe in der Kennzahlenanalyse für Kriseninvestoren. Die sog. Capex (Capital Expenditures) sind die anstehenden Investitionen in Anlagevermögen. Die Kennzahl besteht nur aus diesem absoluten Betrag, ist aber nicht zu verachten. In Krisenzeiten versuchen Unternehmer oftmals Investitionen zu vermeiden, man möchte auf keinen Fall mehr Geld ausgeben als nötig (Investitionsstau). Die Folge ist, dass auch notwendige Investitionen verschleppt werden, ohne die das Unternehmen gar nicht saniert werden kann. Es handelt sich dabei um langfristige Investitionen. Kurzfristige Investitionen, sprich die für den operativen Geschäftsbetrieb nötig sind, werden übrigens mit Opex bezeichnet.

 

Zusammenfassung der Kennzahlenanalyse

So zusammengefasst denke ich, dass deutlich geworden ist, dass die zugegebener maßen etwas „trockene“ Kennzahlenanalyse bereits zahlreiche Indikatoren für mögliche Krisenursachen liefert. Aber hier ist auch zu beachten, dass es sich bei den Bilanzdaten um sog. ex-post-Daten handelt; d.h. hiermit wird die Vergangenheit beschrieben. Für die Interpretation der Analysedaten sollten sich Unternehmer und Führungskräfte in Krisensituationen daher aber unbedingt auf professionelle Unterstützung z.B. von Wirtschaftsprüfern, Banken und/ oder erfahrenen Sanierungsexperten, abstützen. Bei Unklarheiten empfehle ich unbedingt, die Bewertung eines unabhängigen Dritten einzuholen. Gerne stehe ich ihnen hier mir Rat und tat zur Seite. Dazu sollten folgende Unterlagen vorgehalten bzw. aufbereitet werden:

Grafik 2: Notwendige Unterlagen für erste Kennzahlenanalyse

Quellen:

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Heute werde ich vorerst zum letzten Mal detailliert auf die Kennzahlenanalyse eingehen. Es wird auch Zeit, das Thema endlich abzuhaken, denn es warten doch noch deutlich spannendere Aspekte des Krisenmanagements darauf, in Artikel verpackt zu werden. Nun soll es aber zunächst um die Kennzahlen der Finanzanalyse und einige weitere besondere Kennzahlen, die für Kriseninvestoren von entscheidender Bedeutung sind, gehen.

 

Finanzanalyse

Die Finanzanalyse bzw. die Bilanzanalyse beschäftigt sich zum Teil mit den offensichtlichsten Kennzahlen des Kapitals.[1. Vgl. hierzu: J. Hausschildt, u.a.: Erfolgs-, Finanz- und Bilanzanalyse, 3. Auflage, Köln 1996, S. 21 ff.] Eigentlich sollte jeder Unternehmer die Frage nach dem Eigen- und Fremdkapitalanteil in seinem Unternehmen wie aus der Pistole geschossen beantworten können. Der Vollständigkeit halber nehme ich die Eigenkapital- und Fremdkapitalquote an dieser Stelle aber mit auf.

Die Eigenkapitalquote wird berechnet, in dem man das Eigenkapital durch das Fremdkapital dividiert und das Ergebnis mit 100 multipliziert.[2. Vgl. hierzu A. Crone: Krisendiagnose und Kennzahlen. In: A. Corne, H. Werner: Modernes sanierungsmanagement, 3. Auflage. München 2012; S. 56f.] Diese Kennzahl ist für die Kreditwürdigkeit entscheidend, denn eine hohe Eigenkapitalquote kann vor Überschuldung schützen. Analog dazu fördert eine hohe Fremdkapitalquote die Überschuldung. Sie wird auf genau wie die Eigenkapitalquote berechnet, nur wird das Eigenkapital (EK) durch das Fremdkapital (FK) ersetzt. Beide Formeln habe ich auch wieder in die kleine Formelsammlung weiter unten aufgenommen.

Der Verschuldungsgrad zeigt das direkte (prozentuale) Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital an. Fremdkapital wird durch Eigenkapital geteilt und mit 100 multipliziert. Der Verschuldungsgrad (engl. auch Gearing, Leverage oder debt to equity ratio genannt) ist eine der wichtigsten Kennzahlen, wenn es um die Aushandlung von Kreditkonditionen geht.[3. Vgl. ebenda.] Denn je höher der Verschuldungsgrad, desto größer ist auch das Risiko der Gläubiger. Dass ein hoher Verschuldungsgrad zu einer gesteigerten Eigenkapitalrendite führt (Leverage-Effekt) und was dabei zu beachten ist, hatte ich bereits in der Kennzahlenanalyse Teil 1 erwähnt, als es um die Kennzahlenanalyse im Bezug auf Erfolg und Rentabilität ging.

Eine weitere wichtige Kennzahl setzt das Kapital ins Verhältnis zum Anlagevermögen. Der Jahresabschluss muss das gesamte Anlagevermögen beinhalten, daher ist die Kenntnis aller Vermögensgegenstände unbedingt notwendig (§ 246 HGB). Im Zuge der Kennzahlenanalyse wird zunächst die Anlagendeckung I bzw. der Deckungsgrad A berechnet. Er ergibt sich, indem man das Eigenkapital durch das Anlagevermögen teilt und mit 100 multipliziert (siehe Grafik 1). Das Ergebnis zeigt, zu wie viel Prozent das Anlagevermögen durch das Eigenkapital gedeckt ist. Je höher das Eigenkapital, desto besser. Allerdings steht hier wiederum der Leverage-Effekt dagegen. Die Anlagendeckung II bzw. der Deckungsgrad B bezieht dann auch das (langfristige) Fremdkapital mit ein (siehe Grafik 1). Diese Anlagendeckung sollte bei über 100 Prozent liegen. Denn es ist klar, dass das Anlagevermögen, was ja langfristig ist, auch durch langfristiges Kapital gedeckt sein sollte. Die Orientierung an der 100-Prozent-Marke wird auch als Goldene Bilanzregel“ oder „Grundsatz der Fristenkongruenz“ bezeichnet. Ist das Anlagevermögen größer, als Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital, lässt es darauf schließen, dass langfristige Anschaffungen mit kurzfristigem Kapital finanziert wurden. Das ist unbedingt zu vermeiden!!!

Es gibt auch noch den erweiterten Anlagedeckungsgrad, für den zum Anlagevermögen auch noch das Umlaufvermögen addiert wird. Da sich das aber nicht direkt aus der Bilanz ablesen lässt, wird dieser Deckungsgrad in der Kennzahlenanalyse oftmals vernachlässigt.

 

Kennzahlenanalyse der Finanzen

Grafik 1: Wichtige Kennzahlen für Kriseninvestoren und zur Finanzanalyse

Kriseninvestoren aufgepasst! Diese Kennzahlenanalyse sollten Sie außerdem durchführen

Der Nettoverschuldungsgrad bzw. die Schuldentilgungsdauer (engl. Net Total Leverage) ist ein dynamischer Wert, der ausdrückt, wie viele Jahre ein Unternehmen theoretisch benötigt, um Finanzverbindlichkeiten mit dem Gewinn (EBITDA) zu tilgen. Mit dieser Kennzahlenanalyse können dann mögliche Aussagen zur Schuldentilgungsfähigkeit getroffen werden. Doch es ist Vorsicht geboten: EBITDA ist er Gewinn vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern;  neue Investitionen werden hier allerdings vernachlässigt. Der EBITDA zeigt die operative Ertragskraft der Organisation/ des Unternehmens an.[3. Vgl. A. Crone, a.a.O., S. 58f] Demgegenüber wird der Nettoverschuldungsgrad daher berechnet, indem man die liquiden Mittel von den Finanzverbindlichkeiten subtrahiert und das Ergebnis durch den Gewinn vor Steuern und Zinsen teilt (siehe Grafik 1).

Kriseninvestoren sollten auch die Zinsdeckung (Interest Coverage) und die Kapitaldienstdeckung (Debt Service Coverage) mit in die Kennzahlenanalyse einbeziehen. Die Zinsdeckung zeigt an, inwiefern das Unternehmen in der Lage ist, die Zinsen für seine Finanzverbindlichkeiten aus dem Gewinn vor Steuern und Zinsen heraus zu bezahlen. (Achtung: Es geht hier nicht darum, die Verbindlichkeiten zu tilgen!) Dazu teilt man das EBITDA durch die Zinsen auf Finanzverbindlichkeiten.

Die Kapitaldienstdeckung bezieht dann, wie der Name schon sagt, das Kapital mit ein. Zu den Zinsen werden auch die Kosten für die Tilgung der Verbindlichkeiten addiert. Dann teilt man den Gewinn vor Steuern und Zinsen durch diese Summe und mit dem Ergebnis lassen sich Aussagen darüber treffen, inwiefern das Unternehmen in der Lage ist aus der operativen Innenfinanzierungskraft heraus die Finanzverbindlichkeiten zu bedienen, zu tilgen.[4. Vgl. ebenda.]

Kommen wir zu letzten entscheidenden Angabe in der Kennzahlenanalyse für Kriseninvestoren. Die sog. Capex (Capital Expenditures) sind die anstehenden Investitionen in Anlagevermögen. Die Kennzahl besteht nur aus diesem absoluten Betrag, ist aber nicht zu verachten. In Krisenzeiten versuchen Unternehmer oftmals Investitionen zu vermeiden, man möchte auf keinen Fall mehr Geld ausgeben als nötig (Investitionsstau). Die Folge ist, dass auch notwendige Investitionen verschleppt werden, ohne die das Unternehmen gar nicht saniert werden kann. Es handelt sich dabei um langfristige Investitionen. Kurzfristige Investitionen, sprich die für den operativen Geschäftsbetrieb nötig sind, werden übrigens mit Opex bezeichnet.

 

Zusammenfassung der Kennzahlenanalyse

So zusammengefasst denke ich, dass deutlich geworden ist, dass die zugegebener maßen etwas „trockene“ Kennzahlenanalyse bereits zahlreiche Indikatoren für mögliche Krisenursachen liefert. Aber hier ist auch zu beachten, dass es sich bei den Bilanzdaten um sog. ex-post-Daten handelt; d.h. hiermit wird die Vergangenheit beschrieben. Für die Interpretation der Analysedaten sollten sich Unternehmer und Führungskräfte in Krisensituationen daher aber unbedingt auf professionelle Unterstützung z.B. von Wirtschaftsprüfern, Banken und/ oder erfahrenen Sanierungsexperten, abstützen. Bei Unklarheiten empfehle ich unbedingt, die Bewertung eines unabhängigen Dritten einzuholen. Gerne stehe ich ihnen hier mir Rat und tat zur Seite. Dazu sollten folgende Unterlagen vorgehalten bzw. aufbereitet werden:

Grafik 2: Notwendige Unterlagen für erste Kennzahlenanalyse

Quellen: