Stakeholder – Ihre Interessen und deren Analyse
Mit dem Begriff „Stakeholder“ werden intern und extern beteiligte Personengruppen an Unternehmen bezeichnet, die gegenwärtig oder in Zukunft von den unternehmerischen Tätigkeiten direkt oder indirekt betroffen sind. Sie leiten also Ansprüche unmittelbar oder mittelbar ab.
Stakeholder
Gem. Gablers Wirtschaftslexikon wird den Stakeholdern – zusätzlich zu den Eigentümern (Shareholders) – das Recht zugesprochen, ihre Interessen gegenüber der Unternehmung geltend zu machen. Eine erfolgreiche Unternehmensführung muss daher die Interessen aller Anspruchsgruppen bei ihren Entscheidungen berücksichtigen. Die Stakeholder lassen sich auch unter den Begriff Anspruchsgruppen zusammenfassen.
Typische Stakeholder eines Unternehmens sind
- Zulieferer
- Kunden
- Mitarbeiter
- Management
- Eigentümer
- Anteilseigner
- Geldgeber
- Regierung (kommunal, Land, Bund)
- Behörden (Finanzamt, Aufsichtsbehörden)
- Wettbewerber
- Sonstige
Interessensgründe
Amitai Etzioni benennt drei Gründe, warum ein Stakeholder an einer Organisation interessiert ist:
- Zwang: Die Beeinflussten sind gezwungen, eigene Ressourcen zum Unternehmen beizutragen;
- Beiderseitig nutzende Transaktion: die Beeinflussten in der Transaktion erhalten physische Belohnungen für die Transaktion;
- Identifikation: Die Stakeholder identifizieren sich mit dem, was sie sich unter den Werten, Normen oder Glauben der Organisation vorstellen.[1. Vgl. hierzu A. Etzioni: A Comparative Analysis of Complex Organisations, The Free Press, New York – zitiert in Eric Cassells (2002) Organisational Purposes and Objectives, Open University, Milton Keynes; ISBN 0-749-23902-6 (S. 23)]
Die unterschiedlichen Anspruchsgruppen und deren Interessen sind der folgenden Tabelle zu entnehmen:
Netzwerkverbund
Da die einzelnen Stakeholder zumeist eng miteinander – in Bezug auf ihre jeweiligen Interessen – verbunden sind und nicht losgelöst von einander agieren, lassen sich auch gewisse Abhängigkeiten von bzw. zueinander darstellen:
Stakeholder-Analyse
Bei der Analyse der einzelnen Stakeholder wird neben der Ermittlung der Interessenträger auch die Art und Weise der Beziehungen zueinander betrachtet. In Projekten wird sie daher auch Projektumfeldanalyse genannt.
Für die Analyse der unterschiedlichen Stakeholder bietet sich das folgende xls-Tool an:
Hier werden die jeweilige Beeinflussbarkeit und der Einfluss der einzelnen relevanten Stakeholder zueinander in Beziehung gesetzt. Diese sind definiert durch:
- Macht: Als die Fähigkeit einer Bezugsgruppe, ihre Vorstellungen durchzusetzen;
- Legitimation: Die Wahrnehmung einer Bezugsgruppe, dass ihre Ziele und Handeln im herrschenden Normen- und Wertsystem wünschenswert oder angemessen sind;
- Dringlichkeit: Auf die Ansprüche der Bezugsgruppe muss rasch eingegangen werden und sie besitzen eine hohe Priorität für das Unternehmen (zeitlich und inhaltlich kritisch)
Für jedes der vier Felder der Matrix ergeben sich gewissermaßen „Normstrategien“, die sich aus der Bedeutung der jeweiligen Bezugsgruppen für das Unternehmen ableiten.
Spielmacher
Die Beziehung genießt höchste Priorität, da sie einerseits das Unternehmen stark beeinflussen können, andererseits dem Unternehmen aber auch selbst Möglichkeiten der Beeinflussung gegeben sind. Intensive Kommunikation auf hohem Niveau ist hier also notwendig. Ein Beispiel für Spielmacher können die Mitglieder der Eigentümerfamilie in einem Familienunternehmen sein.
Joker
Diese Bezugsgruppen haben ggü. dem Unternehmen große Macht, sind jedoch kaum beeinflussbar. Ziel der Interaktion sollte es daher zumeist sein, diese Gruppen enger ans Unternehmen zu binden, um dadurch ihre Beeinflussbarkeit zu erhöhen. Als Beispiel können staatliche Behörden sein, die sehr direkt Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen nehmen können. Langjährige Beziehungspflege und gute Kommunikation können die Position des Unternehmens im Umfeld oft deutlich stärken.
Gesetzte
Aufgrund ihres geringen Einflusses auf das Unternehmen genießen diese Anspruchsgruppen nur geringe Priorität. Dennoch spielt die Interaktion mit ihnen eine Rolle, da sie durch das Unternehmen beeinflusst werden.
Randfiguren
Außer der kontinuierlichen Beobachtung erfordern diese Gruppen in aller Regel keinerlei Handeln, da sie weder Einfluss auf das Unternehmen besitzen noch vom Unternehmen beeinflussbar sind. Bei den Randfiguren wie auch bei den Gesetzten ist jedoch auf eventuelle Machtverschiebungen im Zeitverlauf zu achten, da einzelne Bezugsgruppen an Einfluss gewinnen oder sich mit anderen zu Koalitionen zusammenschließen und damit ihren Einfluss auf das Unternehmen ausbauen können.
Insgesamt ein gutes und vor allem einfaches Werkzeug, um sich rasch einen Überblick über die oftmals komplexen Beziehungsgeflechte und deren Beeinflussbarkeit zu verschaffen.